Prozess wegen Vergewaltigung:Kachelmann-Fans beschimpfen Journalisten

Buhrufe im Gerichtssaal: Anhänger des angeklagten Moderators beschimpfen das Gericht und Journalisten - die fühlen sich zunehmend bedroht. Kachelmanns Verteidiger Schwenn heizt die Stimmung zusätzlich an.

Der Kachelmann-Prozess polarisiert nicht nur die Öffentlichkeit, sondern zunehmend auch die Besucher im Gerichtssaal. Am 26. Verhandlungstag kam es im Saal 1 des Landgerichts Mannheim erstmals zu Beschimpfungen und lauten Unmutsäußerungen gegen Gericht und Journalisten.

Fortsetzung im Kachelmann-Prozess

Er wolle sich zwar nicht in die Arbeit der Journalisten einmischen, sagte Kachelmanns Hauptverteidiger Johann Schwenn (hier neben Pflichtverteidigerin Andrea Combé) - tat dann aber genau das.

(Foto: dapd)

Als der Vorsitzende Richter Michael Seidling den Antrag des Verteidigers Johann Schwenn auf die Herstellung der Öffentlichkeit teilweise ablehnte, quittierten die Zuschauer die Entscheidung mit Pfui-Rufen. Hintergrund des Streits war, dass Schwenn dem Therapeuten und Traumatologen Professor Günter Seidler zunächst sieben, später sechs Fragen öffentlich stellen wollte.

Seidler ist seit der angeblichen Vergewaltigung der Therapeut von Kachelmanns Ex-Freundin. Das Gericht ließ zunächst nur vier der Fragen in öffentlicher Verhandlung zu, die übrigen sollten hinter geschlossenen Türen gestellt werden. Zum Schutz der Therapiegespräche, lautete die Begründung. Der Streit darüber zog sich bis zum Nachmittag hin.

Aber auch Journalisten geraten zunehmend ins Visier des Stamm-Publikums. Die Betreiber mehrerer Blogs gehören zu den ständigen Besuchern des Kachelmann-Prozesses in Mannheim. Sie sind von der Unschuld Kachelmanns mehr als überzeugt. Anwalt Schwenn erntete schon mehrfach Applaus, wenn er den Gerichtssaal verließ.

Die Staatsanwaltschaft, insbesondere Lars-Torben Oltrogge, ist dagegen ihr Buhmann. Als nun ein Journalist die Verhandlungspause nutzte, um Fragen an Staatsanwalt Lars-Torben Oltrogge in Bezug auf den Therapeuten zu stellen, erregte das den Volkszorn. Eigentlich sind Fragen an den Staatsanwalt üblich. Auch Verteidiger Schwenn werden von den anwesenden Journalisten regelmäßig Fragen gestellt.

Schwenn unterbricht Journalisten

An diesem Donnerstag ging Schwenn allerdings dazwischen. Er wolle sich zwar nicht in die Arbeit der Journalisten einmischen, sagte der Hamburger Anwalt, tat es dann aber dennoch. Die Frage des Journalisten an den Staatsanwalt sei unsinnig. Man wisse doch im Voraus, wie er die Frage beantworten werde. Heftiger Applaus der Blogger. "Schämen Sie sich", wurde der Medienvertreter angeblafft.

Die Szene wiederholte sich, als ein zweiter Journalist dabei "ertappt" wurde, dass er mit Alice Schwarzer sprach. Erste Medienvertreter erwägen angesichts der aufgeheizten Stimmung in Mannheim bereits, den Gerichtssaal künftig nicht mehr allein, sondern lieber im Schutz der Gruppe zu verlassen.

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