Prozess wegen Bestechlichkeit:Polizist soll für Nacktfoto auf Geldbuße verzichtet haben

Straferlass für entblößte Genitalien: In Düsseldorf steht ein Polizist vor Gericht, weil er einer jungen Frau eine Geldbuße erlassen haben soll. Im Gegenzug musste die 25-Jährige dem Beamten ein Nacktfoto von sich geben.

Offensichtlich angetrunken, eine Flasche Bier in der Hand, überquert eine junge Frau in Dormagen eine Kreuzung. Bei Rot. Ein Polizist beobachtet den Verkehrsverstoß und eilt der Delinquentin entgegen. Doch der Beamte verhängt nicht wie vorgeschrieben eine Geldbuße - er verlangt ein Nacktfoto von der Frau.

Seit heute steht er deswegen vor dem Düsseldorfer Landgericht, die Anklage lautet auf Bestechlichkeit. In erster Instanz war der 53-jährige Ordnungshüter zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Gegen dieses Urteil hatte er Berufung eingelegt.

Der Polizist soll nicht nur für ein Handyfoto vom nackten Unterleib der 25-Jährigen auf eine finanzielle Forderung verzichtet haben. Nach Angaben des mutmaßlichen Opfers stellte der Ordnungshüter der Frau noch monatelang nach und belästigte sie mit SMS. Schließlich habe sie dessen Vorgesetzten eingeschaltet.

Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Zeugin

Bei einer Durchsuchung wurden Handys mit einschlägigen Fotos und SMS beschlagnahmt. Der Beamte soll das Handy unter falschem Namen erworben und auch SMS an andere Frauen geschickt haben.

Das Gericht zog am Donnerstag eine Psychologin als Sachverständige hinzu. Sie soll die Glaubwürdigkeit der Zeugin begutachten. Im Verfahren war bekanntgeworden, dass ein Arzt der Frau eine psychische Störung attestiert und ihr von einer Gerichtsaussage abgeraten hatte. Sie wolle dennoch aussagen, hatte die 25-Jährige betont.

Der Verteidiger des beschuldigten Polizisten hatte daraufhin das Glaubwürdigkeits-Gutachten beantragt. Der Anwalt strebt einen Freispruch an. Man werde im Prozess darlegen, was sich tatsächlich zugetragen habe. Die Staatsanwaltschaft hält an der Anklage fest: Die Version des Polizisten sei wenig glaubhaft.

Derzeit ist der Beamte suspendiert. Wann der Prozess fortgesetzt wird, steht noch nicht fest.

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