Prozess um verstorbene Pornodarstellerin:Anästhesistin übernimmt Verantwortung für Tod von "Sexy Cora"

Lesezeit: 1 min

Die Anästhesistin (rechts im Bild) gesteht vor Gericht Fehler bei der Schönheitsoperation von "Sexy Cora" ein. (Foto: dpa)

"Ich würde alles darum geben, diesen Fehler wieder gutzumachen": Vor zwei Jahren starb die Pornodarstellerin Carolin Wosnitza nach ihrer fünften Brustvergrößerung, nun hat die zuständige Anästhesistin ihre Fehler bei der Schönheitsoperation vor Gericht eingeräumt. Ein Urteil steht noch aus.

Im Prozess um den Tod der Pornodarstellerin "Sexy Cora" bei einer Brustvergrößerung hat die Narkoseärztin die Verantwortung für Behandlungsfehler übernommen. "Ich würde alles darum geben, diesen Fehler wieder gutzumachen, aber das kann ich nicht", sagte die 56-Jährige vor dem Hamburger Landgericht.

Bei dem Eingriff vor zwei Jahren hatte die 23 Jahre alte Carolin Wosnitza einen Herzstillstand erlitten. Nach mehreren Tagen im Koma starb die ehemalige "Big Brother"-Kandidatin am 20. Januar 2011 an einer Hirnlähmung. Sie hatte ihre Brüste insgesamt fünf Mal vergrößern lassen.

Nach dem Tod der Patientin sei sie stark depressiv geworden und habe nicht mehr als Ärztin gearbeitet, sagte die Angeklagte. Bei einer Verurteilung drohen ihr eine Geldstrafe oder bis zu fünf Jahre Haft. Das Verfahren wird am 5. Februar fortgesetzt, dann werden die Plädoyers und vermutlich auch das Urteil erwartet.

Es sei am wahrscheinlichsten, dass die Patientin nicht korrekt beatmet worden sei - und die Medizinerin dies nicht bemerkt habe, sagte ein medizinischer Gutachter vor Gericht. Sie habe wichtige Werte offensichtlich nicht so überwacht, wie es erforderlich gewesen wäre. Der Sauerstoffmangel habe dann vermutlich zu einem Herzstillstand geführt.

Die Hauptaufgabe eines Narkosearztes sei es, zu schauen, ob die Beatmung funktioniert, ob der Blutdruck stimmt und der Patient genug Sauerstoff hat, erklärte der Gutachter. "Normalerweise merkt man das sofort, innerhalb von 30 Sekunden." Bei der 23-Jährigen könne es aber sein, dass sich der Sauerstoffmangel über 20 Minuten aufgebaut habe. Die Ärztin habe die Werte der Überwachungsgeräte auch nicht ordnungsgemäß dokumentiert - obwohl das regelmäßige Aufschreiben sehr wichtig sei. Zudem hätte die Medizinerin nicht anfangen dürfen, die Narkose einzuleiten, ohne eine Hilfskraft - etwa eine Schwester - dabei zu haben. Über neu eingeführte Leitlinien zur Wiederbelebung war die Narkoseärztin ebenfalls nicht informiert.

An den Witwer der 23-Jährigen, Tim Wosnitza, gewandt, erklärte die Narkoseärztin: "Ich denke oft an das Leid, das ich auch ihm angetan habe." Der ehemalige Manager des Porno-Stars tritt im Prozess als Nebenkläger auf. Er war nach dem Tod seiner Frau öffentlich in die Kritik geraten, da er sie weiterhin vermarktet und sogar getragene Klamotten der Pornodarstellerin bei Ebay verkauft hatte.

© Süddeutsche.de/dpa/mkoh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: