Prozess um Beihilfe zum Steuerbetrug:Infantin Cristina freigesprochen - Ehemann muss in Haft

Lesezeit: 2 Min.

Infantin Cristina von Spanien während des Prozesses in Palma de Mallorca. Bei der Urteilsverkündung war sie nicht anwesend. (Foto: dpa)
  • Die Schwester des spanischen Königs Felipe, Infantin Cristina, ist vom Vorwurf der Beihilfe zum Steuerbetrug freigesprochen worden.
  • Einer der Hauptangeklagten in dem Prozess war ihr Ehemann Iñaki Urdangarin, er soll öffentliche Gelder veruntreut haben.
  • Er wurde schuldig gesprochen und zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.

Erstmals in der Geschichte der spanischen Monarchie musste sich eine nahe Verwandte des Königs vor Gericht verantworten: Für Infantin Cristina von Spanien ist der seit 2014 laufende Prozess vor dem Gericht von Palma de Mallorca nun aber vergleichsweise glimpflich zu Ende gegangen. Die Schwester von König Felipe ist vom Vorwurf der Beihilfe zum Steuerbetrug freigesprochen worden. Ihr Ehemann, der Ex-Handballstar Iñaki Urdangarin, wurde zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.

Urdangarin hatte mit seinem früheren Geschäftspartner Diego Torres die angeblich gemeinnützige Stiftung Nóos geführt. Als Präsident der Stiftung soll er öffentliche Gelder veruntreut haben, insgesamt sechs Millionen Euro. Einen Großteil des Geldes wusch er über eine weitere Firma, an der er zu 50 Prozent beteiligt war. Die anderen 50 Prozent gehörten seiner Frau. Die Infantin hatte aber stets beteuert, nichts von den Machenschaften ihres Mannes gewusst zu haben. Sie erschien an diesem Freitag nicht persönlich vor Gericht, ihre Anwälte nahmen die etwa 1000 Seiten lange Urteilsschrift entgegen.

England
:Die Queen sucht einen Twitter-Experten

Traum-Job für Royal-Fans: Elizabeth II. sucht einen neuen Social-Media-Mitarbeiter. Zwar kommt man der Queen sehr nah. Das Gehalt ist aber eher mager.

Obwohl selbst die Staatsanwaltschaft auf Freispruch für die 51-Jährige plädiert hatte, hatte die Nebenklage um die Gewerkschaft Manos Limpias (Saubere Hände) die Forderung nach einer achtjährigen Gefängnisstrafe aufrechterhalten. Urdangarin hatte im Prozess Unregelmäßigkeiten eingeräumt, aber meist ausweichend geantwortet und sich auf Erinnerungslücken berufen.

Insgesamt waren 17 Personen im Zusammenhang mit der "Affäre Nóos" angeklagt, darunter weitere Führungskräfte der Stiftung und ehemalige Politiker und Beamte der Regierungen der Balearen und der Region Valencia.

In Spanien war der Prozess während der Verhandlungstage fast immer das wichtigste Thema des Tages. Über Cristina sind die Meinungen geteilt, sie schwanken zwischen Mitleid und Schadenfreude. Nicht alle Kommentatoren nahmen ihr die Rolle der liebenden, treuen Ehefrau ab, die von den Machenschaften ihres Mannes nichts gewusst, sondern ihm grenzenlos vertraut habe.

Zudem machte ein Teil der Regenbogenblätter auch Andeutungen, dass es Urdangarin selbst mit der ehelichen Treue nicht so genau genommen habe, Cristinas Verbindung also dem Muster der Ehe ihrer Eltern gefolgt war, in der die Eskapaden des lebenslustigen, leichtsinnigen Juan Carlos für viel Verdruss und Bitterkeit bei Königin Sofía gesorgt haben. Während Sofía aber, sichtbar für alle Untertanen, auf Distanz zu ihrem Mann gegangen ist, rückten Cristina und Urdangarin zumindest für die Öffentlichkeit enger zusammen.

Spaniens Königshaus distanzierte sich von Cristina

Für Urdangarin selbst, den sozialen Aufsteiger, zeigte die Öffentlichkeit nur wenig Sympathien. Er gilt als habgierig, überheblich, als jemand, der seine Stellung ausnutzt, um sich große materielle Vorteile zu schaffen. Allerdings gibt es auch besonnene Stimmen, die darauf hinweisen, dass er als königlicher Schwiegersohn unter enormem Druck stand. Er habe seiner Prinzessinnengattin ein angemessenes Leben bieten müssen, hatte aber kaum eine Chance dazu, ohne finanzielle Manipulationen.

Die Ermittlungen in dem Verfahren dauerten bereits seit 2010 an, gegen Prinzessin Cristina wurde im November 2014 Anklage erhoben. Der Untersuchungsrichter hatte die Infantin anfangs auch wegen Geldwäsche anklagen wollen, dies wurde vom Gericht in Palma de Mallorca jedoch abgelehnt. In dem Fall hätten ihr bis zu elf Jahre Haft gedroht.

Die königliche Familie hatte aus dem Skandal Konsequenzen gezogen und sich von Cristina distanziert. Im Juni 2015 hatte Felipe seiner Schwester wegen des Skandals den Herzoginnentitel aberkannt, der ihr 1997 von ihrem Vater, dem damaligen König Juan Carlos, verliehen worden war. Auch bei der Krönung ihres Bruders im Sommer 2014 war Cristina von den Feierlichkeiten ausgeschlossen worden.

© SZ.de/dpa/vbol/tu. - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ MagazinVorgeknöpft: die Modekolumne
:Warum die Royals so gerne leichte Daunenjacken tragen

Einst amerikanisches Angler-Outfit, heute Glamour-Uniform zwischen Cambridge und Kitzbühel. Der Siegeszug dieses Kleidungsstücks hat viel mit einer neuen Auffassung von Luxus zu tun.

Von Maria Hunstig

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: