Strafprozess:Stromstoß

Lebensgefährliche Stromschläge - Falscher Arzt vor Gericht

Mit so einer selbstgebastelten Apparatur haben sich die Frauen Stromstöße versetzt. Der falsche Arzt leitete sie per Chat an. Manche, die das nicht alleine machen konnten, bekamen Hilfe von ihren Männern oder Freunden.

(Foto: Kriminalpolizeiinspektion Fürstenfeldbruck)

Ein falscher Wissenschaftler soll Frauen dazu gebracht haben, sich Stromstöße zu versetzen. Die Anklage lautet: Mordversuch in 88 Fällen. Ein Prozess über Autorität, Schuld und Verführung.

Von Annette Ramelsberger

Der Mediziner hat sich über Skype zum Experiment zugeschaltet, seine Anweisungen kommen per Chat. "Versuchen Sie nicht zu erschrecken", schreibt er, "auch wenn es vermutlich beim ersten Mal eigenartig ist." Er prüft, ob die Testperson die Apparatur wie von ihm angewiesen zusammengebaut hat. Die beiden Metalllöffel, verbunden mit einem Kabel, angeschlossen an einen Dreifachstecker. Mit einem Holzkochlöffel soll die Testperson das Ganze anheben. "Für Sie ist das vollständig ungefährlich", schreibt er. "Es kommt höchstens zu unangenehmen Muskelkontraktionen." Die junge Frau, die er durch die Kamera begutachtet, sitzt in ihrem Zimmer, nur mit einem dünnen Hemd und Leggins am Körper. Sie hält sich jetzt die Löffel an die Füße, an die Innenseiten, wo die Haut am dünnsten ist. Sie zögert. Dann jagt sie sich 230 Volt durch den Körper.

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