Süddeutsche Zeitung

Prozess:Polizisten fälschten Urkunden, um Elterngeld zu kassieren

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Hätte der Betrug geklappt, wären den beiden Männern, die von diesem Donnerstag an in Bochum vor Gericht stehen, mehr als fünf Millionen Euro in die Hände gefallen. Im April 2015 starteten sie ihren genau vorbereiteten und ausgeklügelten Plan: Innerhalb von nur zwei Wochen schickten sie 228 Anträge an Elterngeldstellen im ganzen Land. Die Summe, die sie jeweils forderten, war immer die gleiche: knapp 22 000 Euro. Es ist der Höchstsatz für zwölf Monate.

Die Kinder, von denen in den Anträgen die Rede war? Frei erfunden. Die Eltern dazu? Existierten auch nicht. Alles war eine geschickte Betrugsmasche, jedenfalls auf den ersten Blick. Sie fälschten nicht nur die Geburtsurkunden der Kinder und Gehaltsabrechnungen der eigentlichen Eltern. Wie der WDR berichtet, eröffneten die beiden Männer auch 58 verschiedene Konten, auf die das Geld fließen sollte. Dazu benutzen sie gefälschte französische Identitäten. Um die Bescheide der Elterngeldstellen zu empfangen, richteten sie Nachsendeanträge ein, die alle an eine Adresse in Chemnitz gingen.

Zwei Städte fielen auf die Masche herein

Besonders pikant: Die beiden Angeklagten, heute 36 und 39 Jahre alt, sind Ex-Polizisten, zur Tatzeit waren sie noch dort beschäftigt. Zum Prozessauftakt sagte einer der Angeklagten: "Am Anfang war alles nur Spinnerei. Aber irgendwann haben wir das dann einfach gemacht." Finanzielle Nöte habe es nicht gegeben.

Zwei Städte fielen auf die falschen Anträge herein. 7 200 Euro wurden überwiesen - dann flog der Betrug auf. Sachbearbeiter in mehreren Ämtern wurden misstrauisch und warnten ihre Kollegen in anderen Städten. Gefasst wurden die Verdächtigen im April dieses Jahres in Hessen. Gleich zu Beginn des Prozesses legten die zwei ehemaligen Polizisten ein Geständnis ab.

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