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Prozess:Polen rollt Auslieferungsverfahren gegen Roman Polanski wieder auf

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Der Justizminister will gegen ein Urteil vorgehen, das eine Auslieferung des französisch-polnischen Regisseurs an die USA ablehnte. Dem Oscar-Preisträger wird vorgeworfen, dort eine 13-Jährige vergewaltigt zu haben.

Im November vergangenen Jahres hatte ein Gericht in Krakau es abgelehnt, den Oscar-Preisträger Roman Polanski wegen eines Sexualdelikts von vor fast 40 Jahren an die Vereinigten Staaten zu überstellen. Der inzwischen 82-jährige Regisseur sagte damals in einer ersten Reaktion, er sei "sehr glücklich", dass dieser Fall zu einem Ende komme.

Nun wird der Fall doch noch einmal aufgerollt. Polens Justizminister Zbigniew Ziobro, der gleichzeitig auch Generalstaatsanwalt ist, kündigte im Rundfunk an, dass er gegen das Urteil vor dem Obersten Gericht in Berufung gehen werde. Polanski lebt in seiner Geburtsstadt Paris, hat die französische und polnische Staatsbürgerschaft und hält sich gelegentlich in Polen auf. Er hat eine Wohnung in Krakau.

Polanski bekannte sich in einem Punkt schuldig

Die US-Justiz wirft Polanski vor, 1977 in Kalifornien eine damals 13-Jährige vergewaltigt zu haben. Der Regisseur hatte sich seinerzeit bereits schuldig bekannt. Polanski gab zu, während eines Fotoshootings in Los Angeles mit der 13-jährigen Samantha Geimer geschlafen zu haben.

Seine Anwälte schlossen jedoch einen Deal mit einem Richter in Los Angeles: Polanski verbrachte 42 Tage in einem Staatsgefängnis und wurde einem psychiatrischen Gutachten unterzogen. Wegen dieses Deals hatte das Bezirksgericht in Krakau die Auslieferung zunächst abgelehnt.

Opfer fordert Einstellung des Verfahrens

Polanskis Opfer Geimer setzt sich seit Jahren für eine Einstellung des Verfahrens ein. In ihren Memoiren schilderte sie, wie sie als 13-Jährige von Polanski vergewaltigt wurde. Gleichzeitig betont Geimer, dass sie dem Regisseur verziehen habe und macht der damaligen Staatsanwaltschaft schwere Vorwürfe: In der kalifornischen Justiz habe es "korrupte Akteure" gegeben, "deren Gier nach Öffentlichkeit ihr Bemühen um Gerechtigkeit übertraf".

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