An der alten Stadtmauer von Avignon, gleich gegenüber vom Gericht, hängt ein Spruchband, feministische Vereinigungen haben es da angebracht. Darauf steht in Versalschrift, schwarz auf weiß: „20 ans pour chacun“, 20 Jahre für jeden. Mehr Erklärung braucht es dazu nicht. Seit Beginn des großen Vergewaltigungsprozesses, der da in der „Cour criminelle départementale du Vaucluse“ verhandelt wird, wissen die Franzosen, welches maximale Strafmaß auf „schwere Vergewaltigung“ steht – auf jene Art von Verbrechen also, das Gisèle Pelicot von 2011 bis 2020 laut Anklage zweihundertmal erlitten hat. Ohne es zu wissen, weil ihr damaliger Ehemann sie betäubt hatte, bevor er sie anderen Männern anbot.
Vergewaltigungsprozess in Avignon:Die Anklage zerlegt alle Aussagen der 50 Mitangeklagten
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Im Prozess gegen den mutmaßlichen Serienvergewaltiger Dominique Pelicot fordert die Staatsanwaltschaft zum Teil hohe Haftstrafen gegen die Mitangeklagten. Mildernde Umstände? Eher nicht vorhanden.
Von Oliver Meiler, Paris
Prozess in Avignon:„Ich will, dass meine Enkel diesen Namen mit Stolz tragen“
Kurz vor den Plädoyers tritt Gisèle Pelicot noch einmal auf im Vergewaltigungsprozess in Avignon. Die Anwälte der 51 Angeklagten haben noch Fragen. Nicht alle gehen gefühlvoll mit ihr um.
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