Süddeutsche Zeitung

Urteil in London:Boulevardzeitung darf Johnny Depp einen "Frauenschläger" nennen

Der Schauspieler hatte geklagt, nachdem die "Sun" in einem Artikel behauptet hatte, er habe seine Ex-Frau Amber Heard misshandelt. Damit ist das Drama um die Trennung jedoch noch nicht zu Ende.

Von Veronika Wulf

Dieser Akt des Dramas ist nicht gut ausgegangen für Johnny Depp: Die britische Boulevardzeitung The Sun darf den Schauspieler einen "wife beater", einen Ehefrauen-Schläger nennen, entschied der High Court in London. Damit hat Depp, 57, seine Verleumdungsklage verloren, wie das Gericht am Montag online bekanntgab. Das Boulevardblatt feierte das Urteil als "überwältigenden Sieg für die Pressefreiheit".

Depp hatte den Verlag der Sun, die News Group Newspapers, sowie einen leitenden Redakteur des Blatts wegen eines Artikels von 2018 verklagt, in dem er als Ehefrauen-Schläger bezeichnet wurde. Seine Ex-Frau Amber Heard, 34, hatte Depp zuvor wiederholt vorgeworfen, sie misshandelt zu haben. Depp bestreitet das. Im Juli musste der Verlag der Sun in einem dreiwöchigen Prozess beweisen, dass Depp tatsächlich gewalttätig gegenüber seiner Frau gewesen ist. In der Verhandlung, bei der die beiden ehemaligen Partner anwesend waren, kam es zu einer wahren Schlammschlacht mit sehr privaten Details aus einer angeblich brutalen Beziehung.

Sie habe Todesangst vor ihrem Ex-Mann gehabt, hatte Heard mitgeteilt. "Er hat mir viele Male explizit damit gedroht, mich zu töten." Depp warf Heard wiederum vor, sie sei ihrerseits gewalttätig gewesen und habe eine Flasche auf ihn geworfen und dabei einen Teil seines Fingers abgetrennt. Anwälte der Sun führten an, Depps Erinnerung sei getrübt durch zu viel Alkohol und Drogen. Dass er wegen der Substanzen ab und zu die Kontrolle verlor, räumte Depp auch selbst ein. Doch er zog gleichzeitig mit ärztlichen Attesten nach, die belegen sollten, dass Heard an krankhafter Eifersucht und Angstzuständen gelitten und Medikamente missbräuchlich verwendet habe. Auch Verwandte und Mitarbeiter der beiden Schauspieler wurden in dem Prozess angehört. Zur Urteilsverkündung gab es keinen weiteren Termin vor Gericht. "Das Urteil ist so fehlerhaft, dass es lächerlich wäre, wenn Herr Depp keinen Einspruch einlegen würde", teilte Depps Anwältin mit.

Das Drama ist noch nicht zu Ende

Der Prozess war ohnehin nur ein Schauplatz des Streits zwischen Depp und Heard. In den USA läuft ein weiteres Verfahren: Dort hat Depp seine Ex-Frau auf 50 Millionen Dollar verklagt.

Schon kurz nach der Trennung im Jahr 2016 hatte Heard eine einstweilige Verfügung gegen Depp erreicht; er habe sie körperlich und emotional misshandelt. Ein Jahr später hatte es kurz nach Frieden ausgesehen, als die Ex-Eheleute sich außergerichtlich einigten: Heard bekam sieben Millionen Dollar und zog die Vorwürfe zurück. Doch 2018 wärmte sie die Vorwürfe in einem Artikel in der Washington Post wieder auf, wenn auch ohne Depp namentlich zu nennen. Das war auch nicht nötig, jeder wusste, dass er gemeint war. Und so verklagte er Heard daraufhin auf jenen Schadenersatz von 50 Millionen Dollar - der Prozess steht noch aus.

Die juristische Aufarbeitung dauert jetzt schon länger als die Ehe selbst: Heard hatte lediglich 15 Monate nach der Hochzeit die Scheidung eingereicht.

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