Prozess in Zürich:Demenzkranke mit Handy gefilmt

Sie filmten einen demenzkranken Patienten, der in seinen eigenen Exkrementen lag - und lachten höhnisch in die Kamera. Nun müssen sich vier Pflegerinnen vor Gericht verantworten.

Wenn im Alter die Erinnerung und damit Stück für Stück auch die eigene Identität verschwindet, fallen Menschen wieder in den Hilflosigkeitsstatus von kleinen Kindern zurück: Demenzkranke haben jedoch - im Gegensatz zu Kindern - keine Eltern, die sich schützend vor sie stellen und vor Unheil bewahren.

In Zürich müssen sich nun zwei Mitarbeiterinnen eines Pflegeheims vor Gericht verantworten: Ihnen wird vorgeworfen, die Schutzlosigkeit ihrer Patienten auf grausame Art ausgenutzt zu haben: Sie filmten demenzkranke Heimbewohner mit ihren Handys in entwürdigenden Situationen.

Die Anklage wirft den beiden Frauen die Verletzung der Privat- und Geheimsphäre durch Aufnahmegeräte vor, wie es offiziell heißt. Die Staatsanwaltschaft fordert für die Pflegerinnen Geldstrafen in unterschiedlicher Höhe.

Die beiden 25 und 33 Jahre alten Frauen bereuten vor Gericht ihre Taten aus den Jahren 2007 und 2008, die im Februar 2009 aufgeflogen waren. Die Frauen hatten unter anderem mit den Kameras ihrer Mobiltelefone eine 81 Jahre alte Frau unter der Dusche gefilmt. Außerdem machten sie Aufnahmen von einer 89-Jährigen, die in ihren Exkrementen lag. Ein 84 Jahre alter Mann wurde von einer der Angeklagten geschlagen, was ebenfalls filmisch festgehalten wurde.

Während der Aufnahmen lachten die Pflegekräfte die alten Menschen aus und machten bösartige Kommentare.

Insgesamt sind sogar vier Pflegerinnen angeklagt: Eine erschien jedoch nicht zur ersten Verhandlung am Donnerstag, eine zweite war nicht verhandlungsfähig. Eine Untersuchung kam zu dem Schluss, dass die Übergriffe in dem städtischen Heim Einzelfälle gewesen seien. Das Urteil wird für diesen Freitag erwartet.

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