Prozess in Utrecht:Weltumseglung oder ab ins Heim

Die 13-jährige Laura Dekker aus den Niederlanden will alleine die Welt umsegeln. Ihre Eltern sind dafür. Darum will ihnen das Gericht jetzt das Sorgerecht entziehen.

"Ich weiß was ich tue", sagt Laura Dekker. Ob die 13-Jährige tatsächlich weiß, wie gefährlich ihr Vorhaben ist, das beschäftigt derzeit ein Gericht in den Niederlanden. Lauras Plan: Sie will alleine die Welt umsegeln. Sollte ihr das gelingen, dann wäre sie die jüngste Weltumseglerin überhaupt. Sollte sie scheitern, dann könnte sie ertrinken, verhungern oder verdursten. Ihre Eltern unterstützen den Traum von der zweijährigen Reise. Darum will ihnen das Familiengericht in Utrecht nun das Sorgerecht ganz oder teilweise entziehen.

Prozess in Utrecht: Auf einem Segelschiff geboren und aufgewachsen - Laura Dekker fühlt sich reif, um sich als jüngster Mensch überhaupt alleine auf eine Weltumseglung aufzumachen.

Auf einem Segelschiff geboren und aufgewachsen - Laura Dekker fühlt sich reif, um sich als jüngster Mensch überhaupt alleine auf eine Weltumseglung aufzumachen.

(Foto: Foto: dpa)

Der Fall, der in den Niederlanden eine Debatte über die Befugnisse des Rechtsstaates gegenüber Eltern und Kindern ausgelöst hat, beschäftigt ein Familiengericht in Utrecht. Es will am Freitag entscheiden, ob Lauras Eltern das Sorgerecht verlieren. Dann könnte das Mädchen unter Umständen gar durch eine Heimeinweisung an der Verwirklichung seines Traums gehindert werden.

Weil sie in dieser Zeit zu viel Unterrichtsstoff versäumen würde, hatte das Bildungsministerium eine Freistellung vom Schulbesuch untersagt. Einen Antrag der Eltern, die Seglerin bis September 2011 vom Schulbesuch freizustellen, wies das Ministerium zurück. Laura will während der Weltreise mit Hilfe des Internets lernen und Hausaufgaben per E-Mail erledigen.

Ministerium verweigert Schulfreistellung

"Wenn dieses junge Mädchen zwei Jahre lang völlig allein reist, kann die Erfüllung der grundlegenden Bedürfnisse einer Heranwachsenden nicht garantiert werden", erklärte der Sprecher der Jugendbehörde, Richard Bakker.

Kurz vor Beginn der Gerichtsverhandlung am Montag pochte Laura am Wochenende in einem Fernsehinterview im Jugendjournal des öffentlich-rechtlichen Senders NOS darauf, wie geplant mit ihrer Jacht Guppy zu der Weltreise aufzubrechen. "Die ziehen Schlussfolgerungen, ohne ein einziges Mal mit mir gesprochen zu haben", sagte sie zu Erklärungen, wonach der Törn für eine 13-Jährige zu gefährlich sei. Laura verwies darauf, dass sie nicht nur auf einem Boot geboren worden sei, sondern das Segeln schon von frühester Kindheit an gelernt habe.

Eltern drohen mit Auswanderung

Die Eltern der 13-jährigen Holländerin drohen mit der Übersiedlung nach Neuseeland. Sie würden auswandern, sollte der niederländische Staat weiter versuchen, ihnen das Sorgerecht für ihre Tochter zu entziehen und damit deren geplante Weltumseglung zu unterbinden, gab der Anwalt der Familie am Montagabend bekannt. Die 13-jährige Laura Dekker hat auch die neuseeländische Staatsbürgerschaft, weil sie dort auf einem Boot zur Welt gekommen war.

Laura will den im Juli aufgestellten Rekord des 17-jährigen Kaliforniers Zac Sunderland brechen. Er hatte in 400 Tagen als bislang jüngster Mensch allein auf einem Segelboot die Welt umrundet. Lauras Segelörn auf den Weltmeeren soll laut Planung zwei Jahre dauern und am 1. September beginnen.

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