Prozess in Mosbach:"Die haben wir plattgemacht"

Sie haben ein Mädchen in Tauberbischofsheim stundenlang gequält und es dann in einem Fluss ertränlt. In Mosbach beginnt heute der Prozess gegen die drei Männer.

Bernd Dörries

Corinna W. hat nicht um Hilfe gerufen, sich nicht gewehrt. Sie saß im Schneidersitz und wenn sie umgekippt ist von den Tritten und Schlägen, oder weil man ihr mit dem Knie das Nasenbein brach, dann hat sie sich wieder aufgerafft. Und dann ging es weiter.

Es gab kleine Pausen, wenn einer der drei Täter neues Bier holte, oder wenn ein paar Fahrradfahrer vorbeikamen. Als Corinna W. schließlich tot in der Tauber lag, schrie einer der Täter: "Boa, die haben wir plattgemacht". Er war nicht schockiert, über das, was passiert ist. Er freute sich.

Vor dem Landgericht Mosbach begann am Donnerstag der Prozess gegen drei junge Männer im Alter von 19 bis 24 Jahren, denen vorgeworfen wird, Corinna W., 30, am 3. August 2007 über Stunden gequält und dann in der Tauber ertränkt zu haben. Nach der Tat legten sie die Hände übereinander und schworen sich, dass sie nie jemandem etwas davon erzählen werden.

Wenige Stunden später waren sie bereits in Haft. Einer ihrer Freunde, der zur Tatzeit nur wenige Meter auf einer Bank saß, behauptet im Prozess, er habe es erst gar nicht glauben können, als die drei ihm freudig von der Tat erzählten. "Es ist ja in Tauberbischofsheim nicht an der Tagesordnung jemanden zu töten."

Der letzte Mord in der Stadt mit 13.000 Einwohnern liegt vier Jahre zurück. Damals war Tauberbischofsheim erfüllt von Mitgefühl. Diesmal, so sagt der Anwalt der Eltern von Corinna W., die als Nebenkläger auftreten, herrsche eher Desinteresse. Wahrscheinlich auch, weil Opfer und Täter vom Rand der Gesellschaft kommen. Es sitzen nur sehr wenig Zuschauer im Landgericht Mosbach.

Alle drei Angeklagten haben die Schule abgebrochen und ein wenig gearbeitet, hauptsächlich aber Bier getrunken, Haschisch geraucht und Pillen eingeworfen. Corinna W. war bekannt in Tauberbischofsheim, sie war geistig etwas zurückgeblieben, manchmal sah man sie in der Fußgängerzone sitzen und mit sich selbst sprechen. "Sie war das typische Opfer", sagt der Anwalt Rüdiger Paul. Männer nutzten sie aus, sie merkte nicht, wenn es für sie gefährlich wurde.

An jenem 3. August telefonierte sie mit Michael S., 22, und erzählte ihm, sie habe einem Bekannten Geld für Haschisch gegeben ohne dafür Ware erhalten zu haben. Michael S. sagte, man werde das regeln. Zusammen mit Stefan G., 24 und Martin S.,19, zogen sie zum Haus des Mannes, dem Corinna W. das Geld gegeben hatte.

Keine Ahnung mehr, worum es ging

Es war niemand da, sie brachen ein und weil sich in der Wohnung nichts Brauchbares finden ließ, randalierten sie ein wenig und verließen das Haus mit zwei Flaschen Schnaps. Wenig später erzählte Corinna W., sie habe dem Bekannten keine 200 Euro für Drogen gegeben, von denen ursprünglich die Rede war, sondern nur 25 Euro.

Die Angeklagten seien wütend geworden, weil sie sich wegen eines so geringen Betrags strafbar gemacht hätten, sagt die Oberstaatsanwältin. Zwei von ihnen sind schon vorbestraft. Sie begannen damit, auf Corinna W. einzuschlagen, sie zu bespucken.

Anfangs sei es noch darum gegangen, Corinna W. einzuschüchtern, damit sie nichts erzählte, sagt Martin S. - worum es später ging, das könne er nicht sagen. Mit ihrem Opfer zogen sie ans Ufer der Tauber weiter, wo sie sie weiter quälten, in den Fluss warfen und mit einem Stock unter Wasser drückten.

Nur Martin S. hat seine Beteiligung umfangreich eingeräumt, die beiden anderen können sich an wenig erinnern, hauptsächlich an das, was sie nicht gemacht hätten. Drogen seien im Spiel gewesen und viel Alkohol.

Einmal zeigt der Richter dem Angeklagten Stefan G. ein Foto und fragt ihn, ob er sich daran erinnern könne, dem Opfer ins Gesicht uriniert zu haben. "Ja", sagt Stefan G. Er wisse aber nicht mehr so genau warum.

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