Süddeutsche Zeitung

Ausschreitungen in Hameln:Angeklagter stürzt bei Fluchtversuch aus siebtem Stock

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Tödlicher Sturz bei Fluchtversuch aus dem siebten Stock

Ein mutmaßlicher Räuber ist bei einem Fluchtversuch aus der siebten Etage des Hamelnder Amtsgerichts abgestürzt und tödlich verunglückt. Nach Angaben eines Sprechers hatte der Mann ein Gespräch mit seinem Anwalt auf dem Flur genutzt, um aus einem Fenster im siebten Stock zu klettern. Zeugen zufolge versuchte er offenbar, eingekeilt im Spalt zwischen zwei Gebäudeteilen bis auf den Boden zu gelangen und zu fliehen - dabei stürzte er ab.

Nach Angaben der Polizei hatte es bereits kurz nach der Festnahme des Mannes einen Befreiungsversuch vor dem örtlichen Polizeirevier gegeben. Demnach öffnete der Bruder des Verdächtigen die Tür eines Streifenwagens und versuchte, diesen ins Freie zu ziehen. Die Beamten konnten dies aber verhindern. Der 26-Jährige stand im Verdacht, am Dienstag in Aerzen bei Hameln eine Tankstelle ausgeraubt zu haben - im Amtsgericht sollte ein Haftbefehl gegen den Mann erlassen werden.

Eskalation vorm Krankenhaus

Nach dem Sturz wurde der Mann zwar noch in ein Krankenhaus gebracht, für ihn kam aber jede Hilfe zu spät. Vor der Klinik kam es zu Zusammenstößen zwischen Angehörigen und Polizei, 14 Polizisten wurden verletzt. Wie ein Polizeisprecher sagte, hatten sich am Mittwoch etwa 30 "sehr aggressiv" auftretende Personen vor der Klinik versammelt und wollten sich Zugang zu der dort liegenden Leiche verschaffen.

Vor dem Krankenhaus versammelten sich unter anderem Verwandte des Mannes, die anscheinend aus anderen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen und Hessen angereist waren. Sie schleuderten nach Polizeiangaben Pflastersteine. Mehrere Beamte seien von den Steinen getroffen worden. Beide Seiten setzten Pfefferspray ein. Dabei gab es ebenfalls Verletzte.

Nach der ersten Auseinandersetzung versuchten kleinere Gruppen, durch Nebeneingänge doch noch in das Gebäude einzudringen. Die Polizei zog mehr als 100 Einsatzkräfte zusammen.

Hamelns Landrat Tjark Bartels (SPD) sagte: "Wir haben eine Tragödie und eine schreckliche Gewalteskalation erlebt." Er sei entsetzt über die hemmungslose Gewalt gegen Polizisten und Sanitäter, die am Einsatzort zur Hilfe geeilt waren, sagte Bartels.

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