Prozess in Berlin:Angeklagter gesteht Missbrauch auf Schultoilette

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Er zerrte die Grundschülerin in die Waschräume und verging sich an dem Mädchen. Ein 30-Jähriger hat vor dem Berliner Landgericht den Missbrauch einer Achtjährigen gestanden. Zum Prozessauftakt kam heraus: Die Tat hätte möglicherweise verhindert werden können, wenn das Lehrpersonal aufmerksamer gewesen wäre.

Auf der Jungstoilette einer Grundschule in Berlin-Wedding musste eine Achtjährige das Martyrium über sich ergehen lassen: Ein fremder Mann zerrte sie in den Raum, schloss die Tür ab und verging sich an der Schülerin. Das hat der 30-jährige jetzt, fünf Monate später, zum Prozessauftakt vor dem Berliner Landgericht gestanden.

Der Angeklagte versteckt sein Gesicht im Sitzungssaal des Berliner Landgerichts hinter einem Aktenordner. Dort muss er sich für den Missbrauch einer Achtjährigen auf einer Schultoilette verantworten. (Foto: dpa)

Um das Mädchen einzuschüchtern, soll es der Angeklagte auf der Toilette noch mit einem Messer bedroht haben. Zudem würgte und biss er die Schülerin nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Als sich andere Menschen näherten, soll er ihr noch Nase und Mund zugehalten haben.

"Für meine Tat schäme ich mich sehr", hieß es in einer von der Verteidigung verlesenen Erklärung des Angeklagten. "Ich verstehe immer noch nicht, was ich getan habe." Er muss sich wegen sexuellen Kindesmissbrauchs, Vergewaltigung und Körperverletzung verantworten.

Am Abend vor der Tat habe der Angeklagte Kokain genommen und viel Alkohol getrunken - eineinhalb Flaschen Wodka sowie Whisky. Er sei niedergeschlagen und depressiv gewesen, hieß es. Er sei dann vormittags zu der Schule gegangen, die er früher selbst besucht hatte, um einen ehemaligen Lehrer zu sprechen. Dort sei er dem Mädchen über den Weg gelaufen.

Der fremde Mann war jedoch zuvor schon Lehrern der Schule aufgefallen. Als er angesprochen wurde, behauptete der Angeklagte aber, auf einen Lehrer zu warten. Damit begnügten sich die Fragenden offenbar.

Die Mutter des Opfers sagte im Zeugenstand aus, das Mädchen habe nur geweint, als sie es damals in der Schule abgeholt habe. Die Schülerin sei inzwischen psychologisch behandelt worden und gehe wieder zur Schule. Der Angeklagte habe einen Entschuldigungsbrief geschrieben und Geld als Wiedergutmachung angeboten. "Ich will kein Geld - der Mann soll im Gefängnis bleiben", habe ihre Tochter gesagt.

Mann lauert auf Schultoilette in Berlin-Frohnau

Der Täter war einen Monat nach dem Missbrauch von einem Spezialeinsatzkommando der Polizei in seiner Wohnung in der Nähe der Schule gefasst worden. Die Fahnder waren dem Mann durch dessen Handy auf die Spur gekommen. Zudem wurde er mit einem Gentest überführt. Eine Speichelprobe ergab, dass seine DNA mit Spuren vom Tatort übereinstimmte.

Damals war noch ein zweiter Fall bekannt geworden, der aber laut Polizei nicht in Zusammenhang zu dem Missbrauch in Wedding stehe. Ein Unbekannter soll einer Schülerin im Berliner Stadtteil Frohnau ebenfalls auf der Toilette aufgelauert haben. Eine Freundin des Mädchens soll den Täter aber gestört haben. Der Mann sei bislang nicht ermittelt worden, hieß es bei der Polizei.

Die Fälle hatten Entsetzen sowie eine Debatte über Sicherheit an Schulen ausgelöst. Die Verantwortlichen der Grundschule in Berlin-Wedding haben aus der Tat Konsequenzen gezogen. So sollen Eltern ihre Kinder künftig nicht auf das Gelände begleiten und müssen sich für ein Gespräch mit einem Lehrer anmelden. Mehrere Eingänge wurden zudem dichtgemacht.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/vks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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