Prozess im Fall Trayvon Martin:Todesschütze kommt auf Kaution frei

Bis zum Prozessauftakt ist George Zimmerman, der Ende Februar den 17-jährigen Trayvon Martin niedergeschossen hatte, frei. Gegen eine Kaution von 150.000 Dollar kann er das Gefängnis verlassen. Auf seine Entschuldigung vor Gericht reagierten die Eltern des Opfers empört.

Ein Gericht im US-Bundesstaat Florida hat am Freitag die Haftentlassung des Todesschützen des schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin angeordnet. Der 28-jährige George Zimmerman werde in den nächsten Tagen gegen eine Kaution von 150.000 Dollar das Gefängnis verlassen können, beschloss die Kammer.

Sybrina Fulton, Tracy Martin

Die Eltern des getöteten Trayvon, Sybrina Fulton und Tracy Martin, im Gerichtssaal in Florida. Auf die Entscheidung, George Zimmerman komme gegen Kaution frei, reagierten sie enttäuscht.

(Foto: AP)

Zuvor hatte Zimmerman sich im Gerichtssaal bei den Eltern des Jugendlichen entschuldigt. Er habe nicht gewusst, wie alt der Junge gewesen sei und auch nicht, ob er eine Waffe bei sich getragen habe, sagte Zimmerman, der damit zum ersten Mal seit der Tat öffentlich Stellung bezog.

Die Eltern des Opfers reagierten nach Angaben ihres Anwalts mit Empörung auf die Entschuldigung, die viel zu spät komme, um glaubwürdig zu sein. Zimmerman sei es nur darum gegangen, einen guten Eindruck auf das Gericht zu machen, um auf Kaution aus der Haft zu kommen. Die Anhörung wurde live im US-Fernsehen übertragen.

Der Fall hatte in den USA eine Rassismusdebatte ausgelöst, die durch die anfängliche Weigerung der Polizei verstärkt wurde, Zimmerman, ein Mitglied einer Bürgerwehr, zu verhaften. Die Polizisten hatten ihre Entscheidung mit den Beteuerungen des Weißen lateinamerikanischer Herkunft begründet, er habe den 17-jährigen Martin in Notwehr erschossen. Zimmerman ist nun des Mordes zweiten Grades angeklagt. Im Fall eines Schuldspruchs droht ihm eine lebenslange Freiheitsstrafe.

In die Debatte schaltete sich auch Rodney King ein, dessen Fall 1992 die schwersten Rassenunruhen in den USA seit den 60er Jahren ausgelöst hatte. "Sie tun mir so leid, er war noch ein Kind, nur ein Kind", sagte King mit Blick auf die Familie des schwarzen Teenagers dem Fernsehsender CNN. Zugleich wandte er sich nachdrücklich gegen das "Stand Your Ground"-Gesetz ("Weiche nicht zurück"), das den Bürgern in Florida ein besonders weitreichendes Recht auf Selbstverteidigung einräumt. "Es tut mir leid, dass er mit dem Leben für so ein Gesetz zahlen musste", sagte King. Das Gesetz müsse unbedingt geändert werden.

Zimmerman hatte Martin Ende Februar in einem ruhigen Viertel der Stadt Sanford als Verdächtigen gestellt. Bei der Polizei sagte er nach Darstellung seines Vaters und seines Bruders aus, der Teenager habe ihn angegriffen. Daraufhin habe Zimmerman eine auf ihn zugelassene Neun-Millimeter-Pistole gezückt und Martin durch einen Schuss in die Brust getötet.

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