Prozess:Höxter-Angeklagte schildert monatelanges Martyrium eines Opfers

  • Am vierten Verhandlungstag im Höxter-Mordprozess schildert die Angeklagte grausame Details der Leidenszeit eines Opfers.
  • Angelika W. und ihrem mitangeklagten Ex-Mann Wilfried W. wird vorgeworfen, über Jahre hinweg Frauen brutal misshandelt zu haben.
  • Zwei Frauen starben infolge der Quälereien.

Im Mordprozess von Höxter hat die angeklagte Angelika W. die Leidenszeit einer der getöteten Frauen mit grausamen Details geschildert. Im Beisein der Mutter des Opfers, die im Prozess als Nebenklägerin auftritt, sprach die Angeklagte am vierten Verhandlungstag vor dem Landgericht Paderborn über das monatelange Martyrium der Frau. Dabei berichtete Angelika W. weitgehend emotionslos.

Den Schilderungen zufolge haben sie das Opfer eine Zeit lang nachts mit Handschellen und einer Kette an ein Heizungsrohr gebunden. Sie sollte nicht auf die Toilette gehen können, um ihren ebenfalls angeklagten Ehemann Wilfried W. nicht im Schlaf zu stören. Nässte sie sich ein, wurde sie dafür bestraft, zum Beispiel mit heißem Wasser.

Der Angeklagte soll der Frau aus Niedersachsen auch Pulver ins Essen gemischt haben, das diese nicht vertrug. Später habe sie nur noch in einer Badewanne schlafen dürfen. Auch hier sei sie wieder angekettet worden. Die Mutter des Opfers nahm die Schilderungen unter Tränen und kopfschüttelnd auf.

Prellungen, verbrühte Haut und Schürfwunden

Über Monate war die Frau in ein Abhängigkeitsverhältnis geraten. So drohte die Angeklagte ihr mit einer Anzeige bei der Polizei, weil diese nach einem Wildunfall die Versicherung betrogen hatte. In den Wochen vor ihrem Tod soll sie kaum noch gegessen haben. Ihre Verletzungen, darunter zahlreiche Prellungen, verbrühte Haut und Schürfwunden, führten aber wohl nicht zum Tod. Die Ermittler gehen von einem Schädelbruch aus.

Nach einer weiteren Eskalation war die Frau aus Niedersachsen mit dem Hinterkopf auf den Betonboden vor der Scheune geschlagen. Gestoßen haben wollte die Angeklagte sie nicht. Von einer schweren und sogar später tödlichen Verletzung hätten demnach beide Angeklagte zunächst nichts bemerkt. Die Frau schlief eine weitere Nacht in der Badewanne, am nächsten Tag starb sie wohl an den Folgen des Aufpralls. Aufgeklärt werden kann das nicht mehr. Die beiden Angeklagten sollen die Leiche in einer Kühltruhe gelagert, später zerstückelt und in einem Ofen verbrannt haben.

"Ein Blinder mit Krückstock hätte sofort gesehen, wie viele Verletzungen sie hatte"

Ohne Mitgefühl schilderte Angelika W., dass sie das Leiden des Opfers in den letzten Stunden vor dem Tod nervte und sie beim Wäschewaschen gestört wurde. Einen Notarzt zu rufen, sei nicht infrage gekommen. "Ein Blinder mit Krückstock hätte sofort gesehen, wie viele Verletzungen sie hatte", sagte die Angeklagte.

Angelika W., 47, und ihrem mitangeklagten Ex-Mann Wilfried W., 46, wird vorgeworfen, über Jahre hinweg Frauen mit Kontaktanzeigen in ihr Haus nach Ostwestfalen gelockt zu haben, um sie brutal zu misshandeln. Zwei Frauen starben infolge der Quälereien. Angeklagt sind die beiden wegen Mordes. Wilfried W. hat sich bislang noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Der Prozess wird in der nächsten Woche fortgesetzt. Ein Urteil soll es frühestens im Frühjahr 2017 geben.

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