Prozess:Folgen eines "spontanen Ausbruchs der Liebe"

Lesezeit: 1 min

Nach dem provozierenden Auftritt Michael Jacksons vor Gericht feilen seine Anwälte am Image des Stars.

Nach der provozierenden Show, die Michael Jackson bei seinem ersten Gerichtstermin zum Vorwurf des Kindesmissbrauchs zeigte, arbeiten seine Anwälte weiter am Image des umstrittenen Stars.

Jackson auf dem Dach seines Autos, umringt von Presse und Fans. (Foto: Foto: dpa)

"Er ist wirklich kein Spinner", versicherte Mark Geragos, Chef des auf fünf Juristen angewachsenen Verteidiger-"Dream Teams", am Wochenende.

Jackson hatte sich am Freitag nach der Erklärung, er sei "nicht schuldig", vor dem Gericht von mehreren 100 herbeigerufenen Fans bejubeln lassen.

Nie zuvor in der US-Justizgeschichte hat ein angeklagter Star den Richter derart offen brüskiert. Ungeachtet der Aufforderung des Richters Rodney Melville, die Würde des Gerichts zu respektieren, trat Jackson vor seine Fans, als sei er gerade mit einem Grammy geehrt und nicht zum Verdacht der Schändung eines Kindes angehört worden.

Dass der Sänger vor dem Gericht der kalifornischen Kleinstadt Santa Maria auf das Dach eines Autos stieg und Kusshände verteilte, "war ein spontaner Ausbruch der Liebe", sagte Jackson-Verteidiger Ben Brafman.

Amerikanische Medien wiesen hingegen darauf hin, dass die "spontane" Show nicht ohne Regie abgelaufen sein könne. Die Jackson-Familie hatte Tage vorher Fans aus aller Welt aufgerufen, zu demonstrieren.

Und keineswegs ohne gründliche Vorbereitung kam die "Party der Unschuld" auf Jacksons Neverland-Ranch zu Stande, für die seine Leibwächter von der dubiosen Truppe "Nation of Islam" während des Gerichtstermins an die Fans Einladungen verteilten.

Speisen und Getränke gingen, wie bereits die Anfahrt per Bus, auf Kosten des Hauses.

Sieben Mal hat Jackson nach Überzeugung von Staatsanwalt Tom Sneddon einen 13-Jährigen auf der Neverland-Ranch sexuell missbraucht.

Als der Angeklagte vor Gericht nach kurzer Zeit bat, die Toilette benutzen zu dürfen, nickte der Richter, verkniff sich aber eine süffisante Bemerkung nicht: "Kontrollieren Sie aber künftig ihre Flüssigkeitsaufnahme."

Den nächsten Gerichtstermin setzte Melville auf den 13. Februar fest.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: