Süddeutsche Zeitung

Proteste von Textilarbeitern in Bangladesch:Polizei setzt Tränengas gegen Demonstranten ein

Proteste in Bangladesch: Tausende Menschen gehen seit dem verheerenden Fabrikunglück für bessere Arbeitsbedingungen auf die Straße. Bei einer Demonstration nahe der Hauptstadt reagierte die Polizei nun mit großer Härte - etwa 50 Menschen wurden verletzt.

Bei Protesten von Textilarbeitern in Bangladesch ist es zu Ausschreitungen gekommen. Die Polizei setzte nach eigenen Angaben Gummigeschosse und Tränengas gegen Arbeiter ein, als diese bei einer Demonstration am Montag für mehr Sicherheit und höhere Löhne eine wichtige Autobahn in der Nähe der Hauptstadt Dhaka blockierten. Die Straße liegt im Industriegebiet Ashulia, in dem Hunderte Fabriken Textilien für westliche Handelsketten wie Walmart oder H&M fertigen.

Der Polizeichef von Ashulia sagte, einige Demonstranten hätten Steine auf Polizisten geworfen und Polizeiwagen angegriffen. "Wir haben Gummigeschosse und Tränengas eingesetzt, als sie gewalttätig wurden und eine Straße blockierten." An den Protesten hätten etwa 20.000 Arbeiter teilgenommen. Der Chef der Industriepolizei von Ashulia sprach dagegen von etwa 12.000 Teilnehmern. Medienberichten zufolge wurden bei den Zusammenstößen etwa 50 Menschen verletzt.

Inzwischen hat sich die Lage beruhigt: Der Polizei gelang es, die Arbeiter zurückzudrängen, Arbeitgebervertreter sollen nun vermitteln. Die Sicherheitskräfte in der Gegend wurden verstärkt.

Die Arbeitsbedingungen der Textilarbeiter in Bangladesch sind auch im Ausland stark in die Kritik geraten, nachdem beim Einsturz eines Fabrikgebäudes am 24. April mehr als 1100 Menschen getötet wurden. Es war das schlimmste Industrieunglück in der Geschichte Bangladeschs. Im vergangenen Jahr hatten bereits mehrere Brände in Textilfabriken eine Diskussion über die unzureichenden Sicherheitsstandards und die schlechten Arbeitsbedingungen in den Nähwerkstätten des südasiatischen Landes ausgelöst.

Zahlreiche westliche Bekleidungsunternehmen unterzeichneten am Donnerstag ein Abkommen für mehr Gebäudesicherheit in den Produktionsstätten. Bangladesch ist nach China der zweitgrößte Textilhersteller weltweit, der Sektor ist der wichtigste Industriezweig in dem verarmten Land. Erst vergangene Woche hatten die Textilfabriken in Bangladesch, die nach dem Unglück geschlossen worden waren, wieder ihre Arbeit aufgenommen.

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