Polizist erschießt schwarzen Jugendlichen
Ein Polizist hat in Berkeley - einer Stadt im County St. Louis im US-Bundesstaat Missouri - einen schwarzen Teenager erschossen. Polizeiangaben zufolge ereigenete sich der Vorfall am Dienstagabend (Ortszeit) bei einer Routine-Streife an einer Tankstelle. Die Streife sei wegen eines Diebstahls gerufen worden, sagte Jon Belmar, Polizeichef von St. Louis.
Zwei Männer seien auf den Polizeiwagen zugekommen. Als der 18-Jährige eine Neun-Millimeter-Pistole auf den 34 Jahre alten Beamten gerichtet habe, habe dieser keine Wahl gehabt. Nach ersten Erkenntnissen habe eine Kugel den Verdächtigen getroffen, eine zweite ein Fahrzeug und eine dritte Kugel sei noch nicht wiedergefunden worden. "Wir glauben nicht, dass der Verdächtige seine Pistole benutzt hat", sagte Belmar. Der Teenager brach tot zusammen, sein Begleiter soll geflohen sein. Nach ihm fahndet die Polizei.
Leiche soll mehr als zwei Stunden am Tatort gelegen haben
US-Medien berichten, dass die Leiche des Teenagers mehr als zwei Stunden am Tatort gelegen haben soll, während die Spurensicherung arbeitete. Die Waffe, mit der der Teenager auf den Polizisten gezielt haben soll, wurde Polizeiangaben zufolge am Tatort sichergestellt. Allerdings habe die Seriennummer gefehlt.
Die Polizei veröffentlichte außerdem am Mittwochabend ein Video einer Überwachungskamera, das zeigen soll, wie der Teenager mit der Waffe auf den Polizisten zielt. Bei dem Erschossenen handelt es sich laut der Mutter um ihren 18 Jahre alten Sohn Antonio Martin. Die Behörden haben die Identität mittlerweile bestätigt. Der 18-Jährige soll am Abend seines Todes mit seiner Freundin unterwegs gewesen sein, zitiert die lokale Zeitung St. Louis Post Dispatch die Mutter des Teenagers. Der Erschossene sei bereits wegen Körperverletzung und mutmaßlichen Raubüberfällen bei der Polizei bekannt gewesen, sagten Behördenvertreter.
Reaktionen auf Polizeigewalt
Ted Hoskins, Bürgermeister von Berkeley, sagte auf einer Pressekonferenz, dass der Vorfall nicht mit den Fällen in Ferguson oder New York verglichen werden könne. Das Video zeige, dass der getötete Teenager eine Waffe zog und auf den Polizisten richtete, sagte Hopkins weiter. Er kündigte eine unabhängige Untersuchung an.
Am Tatort kam es nach dem Tod des Teenagers zu Protesten. In der Nacht versammelten sich etwa 300 Menschen nahe der Tankstelle und lieferten sich ein Gerangel mit der Polizei. Eine Rauchbombe wurde gezündet, unklar ist aber, ob von der Polizei oder der Menschenmenge. Die Sicherheitskräfte setzten Pfefferspray ein. Eine kleine Gruppe plünderte einen Laden unweit von dort. Mindestens ein Polizist wurde verletzt und ins Krankenhaus gebracht.
Die Senatorin von Missouri, Maria Chappelle-Nadal, beklagte den Tod eines weiteren Schwarzen und kritisierte, dass der Polizist keine Kamera auf sich getragen habe. Im Fernsehsender CNN monierte sie aber auch, dass der "junge Mann eine illegale Waffe hatte und sie auf einen Polizeibeamten richtete, und das ist sicherlich inakzeptabel".
Nicht der erste Fall
Ebenfalls im County St. Louis in der Stadt Ferguson wurde der 18-jährige Schwarze Michael Brown von einem weißen Polizisten erschossen - seinen Angaben zufolge aus Notwehr. Eine Jury hatte entschieden, den Polizisten nicht vor Gericht zu stellen, daraufhin entbrannten im ganzen Land Proteste wegen rassistisch motivierter Polizeigewalt.
Wenige Tage vor den tödlichen Schüssen in Berkeley waren in New York zwei Polizisten getötet worden. Der schwarze Angreifer kündigte seine Tat in sozialen Netzwerken an. Die Polizei schließt nicht aus, dass die Morde ein Racheakt für die tödliche Polizeigewalt gegen unbewaffnete Schwarze war.