Süddeutsche Zeitung

Proteste in Österreich:Widerstand gegen Zwölf-Stunden-Arbeitstag

  • In Wien haben am Samstag zehntausende Menschen gegen die geplante Anhebung der zulässigen Wochenarbeitszeit demonstriert.
  • Die Regierung will in besonderen Fällen eine Arbeitszeit von zwölf Stunden pro Tag und maximal 60 Stunden in der Woche erlauben.

Es ist eine riesige Demonstration für österreichische Verhältnisse. Die Polizei spricht von 80 000 Teilnehmern, Gewerkschaften und die Sozialdemokraten sogar von mehr als 100 000. In Wien sind am Samstag Arbeitnehmer gegen die von der Regierung geplante Anhebung der zulässigen Wochenarbeitszeit auf die Straße gegangen.

Die Regierung aus konservativer ÖVP und rechtspopulistischer FPÖ will eine Arbeitsdauer von maximal zwölf Stunden pro Tag und eine maximale Wochenarbeitszeit von bis zu 60 Stunden erlauben.

"Wir werden Widerstand leisten mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen", sagte Wolfgang Katzian, Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes. Seine Organisation hatte zu dem Protestmarsch aufgerufen. Es war die erste derartige Großdemonstration seit dem Amtsantritt von Bundeskanzler Sebastian Kurz Ende 2017. Dessen Regierung sieht die Lockerung der erlaubten Stundenzahl als Maßnahme an, um Unternehmen mehr Flexibilität zu ermöglichen. Über die Gesetzesvorlage soll am kommenden Donnerstag im Parlament abgestimmt werden.

Bisher liegt die Regelarbeitszeit in Österreich bei acht Stunden pro Tag und 40 Stunden pro Woche. Aber schon jetzt dürfen Unternehmen ihre Mitarbeiter bis zu zehn Stunden am Tag oder bis zu 50 Stunden pro Woche beschäftigen.

Viel Streit gab es in den vergangenen Wochen vor allem über die Gründe, die Arbeitnehmer angeben müssen, wenn sie nicht mehr als zehn Stunden am Tag arbeiten wollen. Unter dem Druck der Opposition hatte die Regierung ihren ursprünglichen Gesetzentwurf abgeschwächt. Nun sollen die Arbeitnehmer ohne Angaben von Gründen die Mehrarbeit verweigern können.

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