Süddeutsche Zeitung

Proteste gegen Polizeigewalt:Die Ikone von Baton Rouge

Eine junge Schwarze stellt sich im Sommerkleid mehreren gepanzerten Polizisten in den Weg - das Bild geht um die Welt.

Es ist eine schlichte Geste des Protests: Mit verschränkten Armen steht eine junge schwarze Frau mitten auf der Straße. Gerade wurde sie gemeinsam mit anderen Demonstranten, die in Baton Rouge demonstrierten, aufgefordert, die Straße freizugeben. Doch die Frau bleibt einfach stehen. Mit erhobenem Kopf schaut sie die Beamten an. Sie wirkt stolz, stark, aber doch irgendwie verletzlich. Ihr dünnes Sommerkleid weht im Wind. Vor ihr stehen bewaffnete und gepanzerte Beamte. Zwei von ihnen laufen auf die Demonstrantin zu - und nehmen sie fest.

Der Fotograf Jonathan Bachmann hat die Szene in der Hauptstadt des US-Bundesstaats Louisiana festgehalten. Es sei alles schnell gegangen, sagte er dem Online-Magazin Buzzfeed. "Sie war da, sie hat sich nicht gewehrt, sie machte keine Anstalten, sich wegzubewegen."

Wie in vielen weiteren US-Städten hatten auch in Baton Rouge Hunderte Menschen gegen Polizeigewalt gegen Schwarze demonstriert. 100 wurden festgenommen, weil sie eine Straße blockierten. Es gibt Dutzende Fotos davon, doch es ist das Bild dieser jungen Frau, das um die Welt geht. In den Medien und sozialen Netzwerken wird sie als Ikone gefeiert.

Mittlerweile ist auch der Name der Festgenommenen bekannt. Wie die Daily Mail berichtet, handelt es sich um Ieshia Evans, eine 28-jährige Krankenschwester. Sie lebt mit ihrem Mann und dem fünfjährigen Sohn in New York. Eine Freundin berichtete der Zeitung, dass Evans noch nie zuvor an einer Demonstration teilgenommen habe. Sie sei nach Baton Rouge gereist, um für eine bessere Zukunft ihres Sohnes zu demonstrieren. Als die Polizei versucht habe, die Menschen zurückzudrängen, sei sie vorgetreten, um dagegen zu protestieren.

Der Daily Mail zufolge musste Evans nach ihrer Festnahme 24 Stunden auf der Polizeiwache bleiben. Ihrer Freundin versicherte sie jedoch, dass sich die Polizei um alle gekümmert habe. Mittlerweile erhole sie sich in ihrem Hotelzimmer von den Erlebnissen. "Ich bin froh, dass ich lebe und sicher bin", zitiert die Zeitung Evans.

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