Promis:Hasselhoff hat die Mauer doch nicht eingerissen

David Hasselhoff

Der Satz "Ich bin ein Berliner" hätte auch ihm sein können: David Hasselhoff, hier vor dem Mauerdenkmal an der East Side Gallery.

(Foto: dpa)

Mit David Hasselhoff und der Wiedervereinigung verhält es sich ähnlich wie mit dem Mythos, dass Bielefeld gar nicht existiert. Höchste Zeit, die Geschichte geradezurücken.

Von Oliver Klasen

Was ist passiert?

David Hasselhoff, einst tätig für die Foundation für Recht und Verfassung ("Knight Rider"), danach Lebensretter am Strand von Malibu ("Baywatch"), in beiden Funktionen Held einer ganzen Generation von jugendlichen Fernsehzuschauern, muss jetzt etwas zurechtrücken.

Es ist ihm ernst. Er kämpft gegen Fake News, gegen ein falsches Bild, das sich eingebrannt hat in das kollektive Gedächtnis, vor allem in good old Germany, jenem Land, in dem Hasselhoff besonders populär ist und das ihm stets sehr am Herzen lag.

Hasselhoff wendet sich gegen die Darstellung, er habe mit seinem Song "Looking for Freedom" zum Fall der Berliner Mauer und zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten beigetragen. "Ich hatte nie etwas damit zu tun und habe das auch nie gesagt. Niemals. Diese Lüge verbreitet sich noch heute, nach fast 30 Jahren", sagte Hasselhoff der Nachrichtenagentur dpa.

Was ist denn das für eine Geschichte?

Okay, mal für alle, die 1989 noch nicht geboren waren: David Hasselhoff ist der Mann, dessentwegen damals, immer dienstags um 19.10 Uhr, hunderttausende Jugendliche RTL einschalteten, um mitzuerleben, wie ein Mann und ein sprechendes Auto mit Superkräften das Böse in der Welt bekämpfen. Jener Hasselhoff betätigte sich nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Sänger und trat in dieser Funktion bei der großen Silvesterparty in Berlin auf.

"I've been looking for freedom. I've been looking so long" - Ich habe nach Freiheit gesucht und ich habe lange gesucht. Diese Refrainzeile passte damals hervorragend auf die historische Situation. Wenige Wochen vor Silvester hatte die DDR die Grenzen geöffnet. Das Brandenburger Tor, vor dem Hasselhoff jetzt auf der Bühne stand, war Teil der Todeszone und jetzt konnten Menschen friedlich hindurchspazieren. Looking for fredom, das ist wichtig zu wissen, war in (West-)Deutschland allerdings bereits im April und Mai dieses Jahres ein Nummer-1-Hit und deshalb sah es so aus, als habe Hasselhoff alles vorausgeplant.

Und das stimmt nicht?

Leider nein. Mit Hasselhoff und dem Mauerfall verhält es sich so wie mit anderen Mythen des Alltags, etwa jener, dass Bielefeld in Wirklichkeit gar nicht existiere (es gibt Gerüchten zufolge inzwischen Beweisfotos, die das Gegenteil belegen) oder dass man Pilze nach dem Kochen nicht erneut warm machen darf (galt nur zu Omas Zeiten, als es noch nicht überall Kühlschränke gab).

Ein Blick auf den Songtext gibt Hasselhoff recht: In "Looking for freedom" geht es gar nicht um Weltpolitik. Es geht um einen Sohn aus gutem Hause, um ein rich kid, das sich vom Elternhaus lossagt und nach Unabhängigkeit strebt. Nochmal ein Auszug: "I was born a rich man's son, I had everything that money could buy, but freedom I had none (Ich wurde als Sohn eines reichen Mannes geboren, ich hatte alles, was man von Geld kaufen kann, aber Freiheit hatte ich nicht)".

Warum muss Berlin Hasselhoff trotzdem dankbar sein?

Hier wurde er immer geliebt, hierhin kehrt er auch in diesem Jahr zurück für eine "Looking for freedom"-Jubilämstour. Aber es sind nicht nur geschäftliche Interessen, die Hasselhoff mit der deutschen Hauptstadt verbindet. Ja, er habe das Lied damals benutzt. Aber vor allem deshalb "weil es mir nahegegangen ist", so der Sänger.

Mehrmals setzte er sich außerdem für den Erhalt des Mauerdenkmals ein. Erst vor wenigen Wochen schrieb er einen persönlichen Brief an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller und forderte, dass die Reste der Mauer, die an der East Side Gallery stehen, nicht durch einen Hotelkomplex zugebaut werden. Kennedys legendären Satz "Ich bin ein Berliner" hätte, das wird nun klar, genauso gut Hasselhoff sagen können.

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