Süddeutsche Zeitung

Leute:"Da finde ich alles drin"

Der nicht religiöse Gregor Gysi ist Fan der Bibel. Der Comedian Atze Schröder ist Fan von Atze Schröder. Und die Schriftstellerin Ildikó von Kürthy hält die Fixierung auf Glück für falsch.

Gregor Gysi, 74, bekennender nicht religiöser Mensch und Methusalem der Linken, würde auf eine einsame Insel die Bibel mitnehmen. "Da finde ich alles drin", sagte er dem Magazin Grandios. "Altes und Neues Testament, das hat es in sich. Das Alte Testament nicht aufzuheben, sondern ein neues zu schreiben und doch viele Passagen zu widerlegen, ist genial. Die Kirchen sind geniale Erfinder der Dialektik." Gysi sagte, ihm sei vor seiner Gehirnoperation 2004 prophezeit worden, dass er anfangen werde, an Gott zu glauben. Das habe er "selbst im Angesicht einer solchen Gefahr nicht getan". Aber vielleicht habe er ja unrecht. "Die Möglichkeit lasse ich in meinem Kopf zu als Fragezeichen. Ein gläubiger Mensch hat mir gesagt, dass Gott mich liebt. Das hat mich sehr gefreut. Wenn es ihn gibt, hoffe ich, dass es auch so bleibt."

Ildikó von Kürthy, 54, Schriftstellerin, glaubt nicht ans große Glück. "Es gibt keine glücklichen Ehen, genauso wenig wie es glückliche Menschen gibt. Vielleicht gibt es glückliche Kühe, aber auch das bezweifle ich", sagte Kürthy der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Es gebe nur Menschen, die ihr Leben leben mit den Höhen und Tiefen, die jedes Leben nun mal bereithält. "Glück ist für mich kein Maßstab. Das Leben ist auch völlig in Ordnung, wenn es schlecht läuft", so die Autorin. Das gehöre dazu, und je mehr man das akzeptiere, desto besser lebe es sich. "Dieses Glücksstreben, das ständige Ausblenden wollen von Angst und Schmerz, macht einem so viel unnötigen Stress. Die Annahme, ein gelungenes Leben sei ein Leben ohne Unglück, ist einfach falsch. Glück entsteht nur durch sein Gegenteil", sagte Kürthy.

Atze Schröder, 56, Comedian, bleibt ein Atze. Auf die Frage des Playboy, ob er mal darüber nachgedacht habe, seine Bühnenfigur zu verlassen und etwas ganz anderes zu machen, sagte er: "Nein. Atze ist mein bester Freund, den lasse ich nie im Stich." Faszinierend findet er Comedians der jüngeren Generation. "Felix Lobrecht finde ich sensationell", sagte er. "Und auch Maria Clara Groppler. Viele dieser jungen Frauen auf der Bühne sind sehr faszinierend. Wie die mit breiter Brust vor ihr Publikum treten, finde ich erfrischend." Humor sei immer eine Frage des Zeitgeistes. "Von der Art, wie diese jungen Comedians auf die Welt schauen, kann ich mir noch eine Menge abgucken. Was die so als unangenehm empfinden - einem alten Sack wie mir ist ja nicht mehr viel peinlich. Aber die machen eine ganze Nummer darüber, ob man zu Hause zuerst die Hose anzieht oder zuerst das T-Shirt. Und ich stehe davor und lache mich schlapp."

Katja Eichinger, 50, Autorin, will nicht noch einmal heiraten. Nach dem Tod ihres Ehemanns, des Filmproduzenten Bernd Eichinger, habe sie sich lange "wie in einem schwarzen Loch" gefühlt, sagte sie der Gala. Inzwischen habe sie gelernt, mit der traurigen Tatsache zu leben. "Es wird weniger schmerzhaft, integriert sich in die Seelenlandschaft", sagte sie. "Ich denke, es hilft nicht, seine alte Beziehung wie eine Monstranz vor sich herzutragen. Das kann leicht mal passieren, aber da muss man aufpassen und in sich hineinhören." Dass auch ein neuer Mann an ihrer Seite aus der Filmbranche stammen könnte, findet sie "schwierig": "Das ist zu nah dran."

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