Hat er einen Strafzettel nicht bezahlt oder Steuern hinterzogen? Viele staunende Blicke zog Ex-US-Präsident Barack Obama am Mittwoch in Chicago auf sich, als er vor Gericht erschien.
Grund war aber kein Verbrechen, sondern eine bürgerliche Pflicht. Für Prozesse werden in den USA die Geschworenen aus einem großen Kreis von vorgeladenen Kandidaten ausgewählt, die nach dem Zufallsprinzip aus Wählerlisten oder Führerscheinregistern rekrutiert werden. Es kann also jeden treffen - auch einen Ex-Präsidenten.
Die Pflicht mag alltäglich sein, Obamas Auftritt war es sicher nicht: Vor dem Gebäude warteten bereits zahlreiche Journalisten und Fans, denen er Bücher signierte. Ihre Hand habe sich "wie ein Stück schmelzende Butter angefühlt", als Obama sie geschüttelt habe, berichtet eine der Frau, die ebenfalls zum Geschworenendienst gerufen wurde der Chicago Tribune.
Ausgewählt wurde der Ex-Präsident dann aber nicht. Alle Vorgeladenen werden stets von den Anwälten der streitenden Parteien befragt, um auszuschließen, dass sie voreingenommen sind. Nur ein Teil besteht diesen Test. "Vielen Dank an alle, die ihre Pflicht als Geschworene erfüllen - oder immerhin dazu bereit sind", sagte Obama nach seiner Aussortierung. Er ist übrigens nicht der erste Ex-Präsident, der als möglicher Geschworener vorgeladen wurde. George W. Bush erschien 2015 vor einem Gericht in Dallas. Auch er wurde damals aber aussortiert.