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Promiblog zur Queen:Ein hässliches Bild entstellt nichts

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Ein Besucher der berühmten Westminster Abbey in London hat ein Porträt der Queen mit Farbe besprüht und es so "entstellt" - allerdings war das Werk von Ralph Heimans schon zuvor, nunja, definitiv Geschmackssache.

Wer sich selbst eher wenig fotogen findet und sich bisweilen darüber grämt, kann sich glücklich schätzen, dass er nicht eines der höchsten Ämter im Staate bekleidet oder gar einer adligen Herrscherfamilie angehört. Denn Ölgemälde sind nochmal eine völlig andere Liga. Man denke nur an den goldenen Schröder für das Kanzleramt oder an das erste offizielle Porträt, das kürzlich von Herzogin Catherine enthüllt wurde - auf dem sie jedoch eher dem Gespenst von Canterville ähnelte.

Von Queen Elizabeth dürften in 87 Lebensjahren und während ihrer 61-jährigen Amtszeit schon mehrere schreckliche Porträts entstanden sein, aber das Kunstwerk, das derzeit anlässlich ihres diamantenen Krönungsjubiläums in Westminster Abbey ausgestellt wird, verkörpert eine ganz spezielle Absonderlichkeit. Das Ölgemälde zeigt die Queen in königlichem Gewand im Altarraum der Abbey, inklusive rotem Samtumhang, leuchtender Farbe sowie unerklärliche Lichtreflexe.

Und als würde dieser Kitsch-Horror allein nicht genügen, ereilt uns heute diese Schreckensmeldung: Jemand habe das Bild mit Farbe verunstaltet, meldet die BBC per Eilmeldung.

"Heute Mittag hat ein Besucher der Abbey Farbe auf das Ralph-Heimans-Porträt der Queen gesprüht, das gerade im Chapter House zu sehen ist", zitiert der öffentlich-rechtliche Rundfunk einen Sprecher der berühmten Kirche.

Wer wohl hinter dem Anschlag steckt? Sitzt am Ende unweit der Abbey eine ältere Dame unter ihrem zitronengelben Hut, lächelt still in sich heinein und reibt sich die Hände ob dieser gelungenen Verschwörung? Und löscht rasch wieder die Nummer von Cecilia Giménez (die vergangenes Jahr das Jesus-Fresko übermalt hat) aus ihrer Anrufliste?

Eher unwahrscheinlich: Ein 41-jähriger Mann wurde laut BBC als mutmaßlicher Täter festgenommen. Er gehört der Initiative "Fathers For Justice" an, die sich für Väterrechte einsetzt - handelte aber einem Sprecher zufolge nicht in deren Namen. Am Sonntag ist in Großbritannien Vatertag. "Es ist eine sehr emotionale Zeit und diese Protestaktion war ein verzweifelter Schrei nach Hilfe", heißt es in einem Statement der Organisation. Ob die Aktion dem Mann mit seinem Anliegen tatsächlich hilft, ist fraglich.

Der Queen könnte damit schon eher geholfen sein. Zumindest vorerst: Das Porträt wird gereinigt und soll schon bald wieder in Westminster Abbey zu sehen sein.

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