Es war einmal die Hip-Hop-Szene, die Ende des vergangenen Jahrtausends nicht mehr wusste, wohin mit all ihrem Bling-Bling. An jedem Finger hingen die Klunker und die Goldkettchen hatten bereits ihr physikalisches Maximum erreicht, um noch rhythmisch zum Beat wippen zu können. Zur Auslagerung des überschüssigen Edelmetalls erfand die Szene die "Grills", glitzernde Zahnkronen, die nicht nur dem Namen nach eine gewisse Ähnlichkeit zum Kühlergrill dicker Schlitten aufweisen.
Erst diesen Sommer schafften es die Grills jedoch aus der Randexistenz der Hip-Hop-Szene auf den roten Mainstream-Teppich. Vor allem ehemalige Disney-Jungstars wie Miley Cyrus und Justin Bieber trugen auf einmal Metall und Glitzer in ihrem Mund spazieren, als wären sie noch nie stolzer auf eine Zahnspange gewesen. Promiblogger Perez Hilton forderte schon im Juli, dem Trend endlich ein Ende zu setzen.
Genau dafür dürfte hoffentlich der jüngste Auftritt von Madonna, der Grande Dame des Pop, in Rom sorgen. Bei der Eröffnung eines neuen Studios ihrer Fitnesskette in der italienischen Hauptstadt zeigte die Sängerin am Mittwoch stolz ihre Variante der Grills. Die gebleichten Zähne der Sängerin, eingesperrt hinter goldenem Gitter, verliehen ihr die Anmutung einer pubertierenden Schwester von Hannibal Lecter. Obwohl die Oberarme der Sängerin mit denen ihrer jungen Kolleginnen durchaus mithalten können, unterschätzt die 55-Jährige eines: Nichts ist so uncool wie die Klamotten der eigenen Eltern. Perez Hilton dürfte das freuen. Gut möglich, dass der Hollywood-Nachwuchs künftig die Finger von dem Knast für die Zähne lässt.