Süddeutsche Zeitung

Identität von Hello Kitty:Mensch, Kätzchen!

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Es ist die Enthüllung des Jahres. Mindestens. Hello Kitty ist keine Katze! Das hat die japanische Firma Sanrio zum 40. Geburtstag ihrer berühmtesten Kunstfigur erklärt - und nicht nur Kitty-Fans empört.

Von Jana Stegemann

An einem kalten 1. November erblickte sie in London als Tochter von Mary und George das Licht der Welt. Ihr Größe wird mit fünf Äpfeln angegeben, ihr Gewicht mit drei. Ihr Herz ist aus purem Gold. Ihr fehlt zwar ein Mund, das macht sie aber durch einen überdimensionierten Kopf, ein gelbes Näschen, Knopfaugen und eine schiefsitzende rote Haarschleife über dem linken Ohr wett. Die Rede ist von: Hello Kitty.

Die fiktive Figur der japanischen Firma Sanrio ist seit 40 Jahren ein Star. Ach was. Mehr als das. Sie ist bekannter als der Papst, Lady Gaga und Barack Obama zusammen - vor allem in den Mädchenzimmern dieser Welt. Mit Hello Kitty werden Milliardenumsätze gemacht. Ihr Konterfei ziert unzählige Gegenstände, von Männer-Unterwäsche über Motor-Öl bis hin zu Brotdosen, Stiften, Torten oder Vibratoren. In Japan betreibt Sanrio Hello-Kitty-Erlebnisparks, in Taiwan soll es sogar eine Geburtsklinik geben, in der Frauen umgeben von Hello-Kitty-Figuren entbinden.

Jetzt feiert Kitty ihren 40. Geburtstag - und sorgt für besondere Aufregung. Anlässlich des Ehrentages hat die Anthropologin Christine R. Yano für das Japanische Nationalmuseum in Los Angeles eine Retroperspektive des Kätzchens zusammengestellt - und wurde von der Muttermarke Sanrio streng korrigiert, wie Yano im Interview mit der Los Angeles Times sagte. Hello Kitty sei keine Katze, habe die Firma klargestellt. Hello Kitty sei vielmehr ein kleines Mädchen, das in Großbritannien lebe. Sie habe eine Zwilllingsschwester namens Mimmy und sogar eine eigene Perserkatze, die auf den Namen Charmmy Kitty hört.

Dieses Statement bringt die Weltbilder von Millionen Fans ins Wanken. Die Reaktionen in sozialen Netzwerken ließen nicht lange auf sich warten: "Hello Kitty ist eine Katze. Sie hat Schnurrhaare und eine Katzennase. So sehen keine Mädchen aus. Hört auf mit diesem Unsinn", schreibt ein glühender Kitty-Anhänger. Tausende fordern Sanrio via Twitter auf, ihr Statement zu korrigieren - und machen (nicht ganz ernstgemeinte) Vorschläge, was Kitty stattdessen sein könnte: ein Elefant, zum Beispiel.

Doch Sanrio blieb hart. Nein, Hello Kitty sei keine Katze. Sie sei ein Mädchen. Schließlich habe man Hello Kitty noch nie auf allen Vieren gesehen, oder? Aber was ist mit den Katzenöhrchen? Den Schnurbaarthaaren? Und dem fehlenden Mund?

Das Mädchen Hello Kitty liebe es Kekse zu backen und Klavier zu spielen, heißt es von Sanrio. Sie möge besonders gerne den Apfelkuchen ihrer Mutter. Sie träume davon, eines Tages eine Pianistin oder vielleicht Dichterin zu werden. Außerdem sei sie sehr begabt in den Fächern Englisch und Musik. Kein Kunststück, wenn man seit 40 Jahren die dritte Klasse besucht.

Doch handelt es sich am Ende um ein Missverständnis zwischen Anthropologin Yano und Sanrio? Von einem Autor des Gaming-Blogs "Kotaku" auf die Erklärung angesprochen, hört sich das Statement Sanrios schon viel einsichtiger an: "Hello Kitty wurde nach dem Vorbild einer Katze erschaffen. Es würde vermutlich zu weit gehen zu sagen, dass Hello Kitty keine Katze ist. Sie ist aber eine personifizierte, vermenschlichte Katze."

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