Kate und William:Kuschelweich gezeichnet

Kate und William: Der Künstler und sein Werk: Jamie Coreth posiert vor dem William-und-Kate-Doppelporträt im Fitzwilliam Museum in Cambridge.

Der Künstler und sein Werk: Jamie Coreth posiert vor dem William-und-Kate-Doppelporträt im Fitzwilliam Museum in Cambridge.

(Foto: Paul Edwards/AP)

Der Herzog und die Herzogin von Cambridge wurden erstmals in Öl verewigt, im Stile eines berühmten Porträtmalers aus dem 19. Jahrhundert. Ist das nicht ein bisschen arg von gestern?

Von Alexander Menden

Sein dunkler Maßanzug sitzt so perfekt wie das Einstecktuch, ihr grünes Kleid der Marke The Vampire's Wife fällt seiden schimmernd. Der Blick des Paares geht leicht abgelenkt ins Ungefähre, als sei gerade jenseits des Goldrahmens, in den sie gefasst sind, ein Champagnerquirl runtergefallen: So sieht es aus, das erste offizielle Doppelporträt von Prinz William und seiner Frau Kate, geschaffen vom britischen Maler Jamie Coreth.

Die National Portrait Gallery in London, in der Porträts bedeutender und prominenter Personen der britischen Geschichte und Gegenwart gezeigt werden, ist derzeit geschlossen. Sonst wäre dieses Werk zweifellos dort enthüllt worden. Nun ist es im Fitzwilliam Museum in Cambridge zu sehen. Das passt ja auch, schließlich sind die beiden Herzog und Herzogin von Cambridge. Das Werk ist als "Geschenk der Menschen von Cambridgeshire" gedacht, ursprünglich angeregt und per Stiftung finanziert vom bereits 2019 verstorbenen Unternehmer Sir Michael Marshall.

Der Künstler wollte die beiden nach eigener Aussage "sowohl entspannt und zugänglich als auch elegant und würdevoll" zeigen. Jamie Coreth ist studierter Archäologe, deshalb vielleicht hat er für das William-Kate-Ganzkörperporträt den glatten Malstil John Singer Sargents ausgegraben, eines amerikanischen Meistertechnikers ohne Tiefgang, der an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert der Lieblingsporträtist der internationalen Hautevolee war. Es war ein Stil, der die weichzeichnerische Unnahbarkeit der Modefotografie der Fünfzigerjahre vorwegnahm. Dieser ästhetischen Spannungslosigkeit ist Coreth treu geblieben.

Warum nicht gleich in China bestellen?

Das Porträt solle "ein Gefühl der Ausgewogenheit zwischen ihrem öffentlichen und ihrem privaten Leben" hervorrufen, sagt der Maler. Dass Kate sich gleichsam beigeordnet an den selbstbewusst frontal dastehenden William schmiegt, entspricht ebenfalls irgendwie dem ehelichen Rollenverständnis des 19. Jahrhunderts.

Da die Arbeit in ihrer Ausführung letztlich aber doch nicht an die Qualität eines John Singer Sargent heranreicht, ruft sie technisch betrachtet vor allem eine Assoziation mit jenen Porträts hervor, die man sich per Internet in China bestellen kann: Man lädt ein Foto hoch und ein Kunstmaler in einem Vorort von Shenzhen macht daraus ein repräsentatives Gemälde in jedem gewünschten Format. Beim nächsten royalen Porträt-Auftrag könnte man, um die Wirtschaftsbeziehungen zu China zu stärken und Geld zu sparen, vielleicht gleich auf diese Lösung zurückgreifen.

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