Profiboxerin niedergeschossen:"Erschütternde Schreie aus der Kabine"

Mit mehreren Schüssen hat ein 44-jähriger Mann seine eigene Stieftocher niedergestreckt. Die Profiboxerin wollte am gleichen Abend ihren Weltmeistertitel verteidigen - der Täter überraschte sie in der Umkleidekabine.

Blutiges Familiendrama auf einer Boxveranstaltung in Berlin-Karlshorst: Ein 44 Jahre alter Mann hat in der Nacht zum Samstag vor einem Kampf mehrmals auf seine Stieftochter - eine Profiboxerin - sowie zwei Sicherheitsleute geschossen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten.

Die 25-jährige Leichtgewichtskämpferin und die beiden ebenfalls verletzten 34 und 36 Jahre alten Sicherheitsmänner kamen ins Krankenhaus. Nach Notoperationen sind sie außer Lebensgefahr. Der 44-Jährige wurde festgenommen. Ein Ermittlungsrichter erließ am Samstag Haftbefehl. Zunächst machte der Schütze keine Angaben zu seinen Motiven, wie der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa sagte. Der Vorwurf lautet auf versuchte schwere Körperverletzung, gefährliche Körperverletzung sowie Verstoß gegen das Waffengesetz.

In Zeitungsberichten wurde am Sonntag spekuliert, dass der Stiefvater die Sportlerin endgültig vom Boxen abhalten wollte. Der Stiefvater sei früher Manager der Boxerin gewesen, berichtete indes Malte Müller-Michaelis, Geschäftsführer des Veranstalters Arena Boxpromotion. Er bestätigte damit einen Bericht der baden-württembergischen Südwest Presse. Der Mann soll demnach Anfang des Jahres im Streit mit seiner Stieftochter auseinandergegangen sein.

Die Staatsanwaltschaft sieht nach den Worten Steltners die Hintergründe der Tat auf der Trabrennbahn in Karlshorst noch als ungeklärt an. Der Täter hatte vor der Kabine der Boxerin zunächst auf die Sicherheitsleute geschossen. "Markerschütternde Schreie aus dem Kabinenbereich" habe man in der Sporthalle am Boxring gehört, sagte Veranstalter Müller-Michaelis.

Nachdem der Stiefvater die Sicherheitsleute niedergestreckt hatte, drang er in die Umkleidekabine ein. Er soll nach Schilderung von Müller-Michaelis alle Anwesenden außer seiner Tochter hinausgescheucht haben. Danach feuerte er mehrere Schüsse auf sie ab. Die Frau aus Ulm hatte sich gerade auf ihren Kampf vorbereitet.

600 Zuschauer - Polizei räumt Halle

Nach den ersten Schüssen begann der Veranstalter, die zu der Zeit noch etwa 600 Zuschauer in Sicherheit zu bringen. Alarmierte Polizisten räumten dann die Halle. Sie konnten auch den Täter überwältigen, seine Waffe wurde sichergestellt. Die Boxveranstaltung, die bis kurz vor den Schüssen auch vom TV-Sender "Eurosport" übertragen worden war, wurde von der Polizei nach dem Vorfall beendet.

Die Boxerin wollte dort nach Angaben des Veranstalters um den Leichtgewicht-Weltmeistertitel des Boxverbandes IBF kämpfen. Früher war sie demnach bereits Doppel-Weltmeisterin der Verbände IBF und IBA gewesen.

Zuvor hatte am Freitagabend auf der Trabrennbahn der frühere WBA-Box-Weltmeister Firat Arslan im Alter von 40 Jahren auf der Veranstaltung sein erfolgreiches Comeback gegeben.

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