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Privater Drogenhund: Herrchen Reuther und sein Schäferhund Thor.

Herrchen Reuther und sein Schäferhund Thor.

Eltern, die ihre Kinder im Verdacht haben, Haschisch zu rauchen, Firmen, die glauben, einer ihrer Angestellten nehme Koks, Gefängnisse und Internate: Das sind die Kunden von Reiner Reuther. Er besitzt den ersten Drogenhund Deutschlands, den man mieten kann.

Von Bernd Dörries, Krefeld

Thor braucht keine Drogen um gut drauf zu sein. Er macht auch so einen ziemlich glücklichen Eindruck. Hundsein scheint kein ganz schlechtes Leben. Dennoch ist Thor natürlich noch mal ein bisschen besser drauf, wenn er ein paar Drogen findet. Dann wedelt er mit dem Schwanz, weil er weiß, nun gibt es die Belohnung. "Dann freut er sich ein Bein aus", sagt Reiner Reuther, sein Herrchen.

Es ist ein ziemlich heißer Nachmittag in einem kleinen Hinterhof in Krefeld, Reuther hat eine silberne Tüte dabei, auf der Cocaine steht. Er nimmt kleine Häufchen raus und versteckt sie, in Koffern, hinter einem Regal. Thor muss in Übung bleiben. Er ist ja ohnehin auf dem neuesten Stand, was die illegalen Substanzen angeht, Heroin, Kokain, Crystal Meth, der zwei Jahre alte Schäferhund kennt sie alle. Thor ist der erste Drogenhund in Deutschland, den man mieten kann. Eltern, die ihre Kinder im Verdacht haben, Haschisch zu rauchen, Firmen, die glauben, einer ihrer Angestellten nehme Koks, Gefängnisse und Internate. Das sind so die Kunden, die Reuther mit seinem Angebot ansprechen will.

Seit Mai ist er im Geschäft, genaue Zahlen will er nicht nennen über seine Aufträge, ein paar Dutzend sind es gewesen. "Vielleicht funktioniert das Geschäft, vielleicht bin ich auch fünf Jahre zu früh dran", sagt Reuther. Er hat sich die Geschäftsidee in den USA abgeguckt, dort sind private Drogenhunde durchaus gängig, in Deutschland hatte bisher die Polizei das Schnüffelmonopol. Zwei Monate lang hat Reuther mit Thor eine Ausbildung in den USA gemacht, an einer Hundeschule in Texas. Thor ist seitdem von der DEA, der amerikanischen Drogenbehörde, als Drogenhund zertifiziert. In Texas ist der Krieg gegen die Drogen auch ein recht lukratives Geschäft, an der Grenze zu Mexiko engagieren die Zollbehörden private Subunternehmer, die mit ihren Hunden an der Grenze patrouillieren.

Massives Drogenproblem in Gefängnissen

In Krefeld, am Niederrhein, ist es auch nicht so weit zur Grenze nach Holland, von wo aus auch Drogen nach Deutschland geschmuggelt werden. Aber die Suche danach ist nach wie vor eine hoheitliche Aufgabe des Staates, also kein Geschäftsfeld für Reuther. Jedoch es gibt andere Bereiche, in denen der Staat zu wenig Hunde hat, um das Drogenproblem zu lösen.

In den Gefängnissen des Landes Nordrhein-Westfalen etwa gibt es ein massives Drogenproblem, und nur sechs Hundestaffeln für das ganze Land. Hier könnte Thor zum Einsatz kommen. Mit privaten Schulen laufen erste Gespräche.

Ein Einsatz von Thor kostet bisher in Privathaushalten 95 Euro pauschal. Zum Einsatz kam der Hund auch vor Diskotheken und bei Firmen. Mal haben es die Auftraggeber lieber diskret, dann kommt Reuther mit seinem Zivilwagen. Mal gehört der Anhänger mit der Aufschrift Drogenhund zum Konzept der Abschreckung. Reuther selbst sagt, er habe mit Drogen nie was am Hut gehabt, 25 Jahre lang hat der 50-Jährige in der Gastronomie gearbeitet. Und nebenbei mit Hunden, seine zwei anderen Schäferhunde haben eine Schutzhundausbildung, sie sind also scharf. Thor ist nur Schnüffler und macht einen ziemlich netten und harmlosen Eindruck. Er soll ja schließlich auch in Kinderzimmern zum Einsatz kommen. Ob das nicht komische Verhältnisse seien, in denen Eltern zu solchen Mittel greifen? "Das kann und will ich nicht bewerten, unser Hund markiert nur den Fund, es liegt dann an den Auftraggebern, damit angemessen umzugehen", sagt Reuther. Er ist bei Drogenfunden nicht verpflichtet, sie der Polizei zu melden. Den Eltern empfiehlt er den Gang zu Drogenhilfe.

Er trainiert täglich mit Thor, die Drogen, die der Hund dann sucht sind aber nur Imitate, die er aus Amerika bezieht. Beim Deutschen Zoll gibt es jedes Mal ein großes Hallo, Reuther muss dann erklären, was es damit auf sich hat. In Amerika ist man da flexibler, das wird mit echtem Stoff trainiert.

Aber was, wenn seine Geschäftsidee nicht aufgeht? Dann wolle er nach Texas ziehen, sagt Reuther. Dort sei der allgegenwärtige Krieg gegen Drogen auch ein kleiner Job-Motor, für Hund und Herrchen.

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