Prinz William und Prinz Harry:Zwischen Shopping und Afghanistan

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Der eine Enkel der britischen Queen, William, soll mit seiner Liebsten auf Staatsreise schöne PR-Bilder produzieren. Sie im Kimono-Kleidchen, er mit Oberklasse-Grinsen. Der andere, Harry, soll in Afghanistan gegen die Taliban und sein Hallodri-Image kämpfen. Beide sagen, dass sie das freiwillig und gerne tun.

Christian Zaschke, London

Es ist davon auszugehen, dass der komplette PR-Stab des Buckingham Palace einen Seufzer der Erleichterung tat, als Prinz William und seine Frau Kate am Dienstagnachmittag in Singapur gelandet sind. Kaum hatten die beiden das Flugzeug verlassen, entstanden schon herrlichste Bilder: Menschen jubelten dem Paar zu, das huldvoll zurückwinkte. William grinste sein schiefes Oberklasse-Grinsen, während Kate sich mit der Frau des örtlichen Verteidigungsministers übers Shoppen unterhielt. Konkret sprachen die beiden, so wird es überliefert, über die Vorzüge des Bicester Village, ein Outlet-Shopping-Center in Oxfordshire. Dort sei alles so schön nahe beisammen, habe Kate bemerkt. Dabei trug sie ein Kleid in sanftem Rosa, das im Stil eines Kimonos geschnitten und dezent mit Orchideenmustern bestickt war.

William und Kate in Singapur
:Prinzessin Perfekt

Wie macht sie das bloß? Dass sie sich den begehrtesten Junggesellen der Welt geschnappt hat, damit haben wir uns ja langsam arrangiert. Aber dass die Frau von Prinz William in nahezu jeder Situation eine makellose Figur macht, ist wirklich unfair. Selbst nach 14 Stunden Flug überstrahlt Catherine bei einem Termin in Singapur noch ein ganzes Blütenmeer.

Bilderstrecke.

Das sind die Bilder, die der königliche Palast in Großbritannien liebt. Und das sind die Bilder, die William und Kate nun in Masse hervorbringen werden auf ihrer Südostasien-Reise, die sie von Singapur über Malaysia zu den Salomon-Inseln und nach Tuvalu führt, einem winzigen Inselstaat. Bis zum 19. September dauert die Reise. Das Paar ist ganz offiziell im Namen von Elisabeth II. unterwegs, es soll den ehemaligen Kolonien im Jahr des 60. Thronjubiläums der Königin einen Besuch abstatten. Dabei geht es einerseits darum, die freundlichen Grüße der Queen zu übermitteln, es geht aber anderseits auch darum, das Ansehen des britischen Königshauses wieder ein wenig zu polieren. Das ist nämlich nach Ansicht des Hofes seit der Las-Vegas-Sache ein wenig angekratzt.

In Las Vegas hatte sich Williams jüngerer Bruder Prinz Harry im August im Zuge von ausgelassenen Feierlichkeiten dazu hinreißen zu lassen, eine Partie Strip-Billard zu beginnen, an deren Ende er nackt dastand. Da andere Teilnehmer der Party der Ansicht waren, Bilder des nackten Prinzen an die Öffentlichkeit geben zu müssen, standen Hof und Harry ziemlich blamiert da. Zwar druckten sämtliche britische Zeitungen bis auf die Sun die Bilder nicht, sie waren jedoch sehr, sehr oft im Internet zu sehen. Die Sun brüstete sich dann noch, mit der Veröffentlichung für die Freiheit der Presse eingetreten zu sein - es waren unangenehme Tage für das Königshaus, das im Jubiläumsjahr Elisabeths auf ganz andere Schlagzeilen gehofft hatte.

Nun lesen sich die Terminkalender der Enkel der Königin wie eine ausgefeilte PR-Strategie oder gar wie eine perfide Mischung aus Belohnung und Bestrafung - obwohl sie offiziell schon lange feststehen. Während William sich auf seiner Reise ausdrücklich auch erholen und die angenehmen Seiten des Lebens genießen soll, ist Harry in der vergangenen Woche nach Afghanistan abkommandiert worden. Dort wird er vier Monate lang bleiben und als Pilot eines Kampfhubschraubers vom Typ Apache dienen.

Harry hatte seine Piloten-Ausbildung als Jahrgangsbester abgeschlossen, es war, so heißt es, sein ausdrücklicher Wunsch, nach Afghanistan versetzt zu werden. Er wird in der Krisenprovinz Helmand fliegen. Kurz nachdem sein Einsatz vom Hof publik gemacht worden war, meldeten die Nachrichtenagenturen, dass Kämpfer der Taliban die Absicht geäußert hätten, den Prinzen zu töten. Ein Apache-Hubschrauber gleicht allerdings einer fliegenden Festung, die Briten haben noch kein Exemplar durch Abschuss verloren.

Während Harry raue Wochen bevorstehen, reisen William und Kate an ausgesucht schöne Orte. Am Dienstag verlustierten sie sich im Botanischen Garten Singapurs, wo sie eine Orchidee bewunderten, die nach Williams und Harrys vor 15 Jahren verstorbener Mutter Diana benannt ist. "Sie ist wunderschön", sagte William, und nachdem er zunächst beim Gedenken an seine Mutter ernst geschaut hatte, lächelte er für die Kameras.

Es ist die zweite Auslandsreise des Paares, das im April 2011 geheiratet hat. Erstmals wird Kate dabei eine öffentliche Rede außerhalb Großbritanniens halten. In einem Hospiz in Malaysia soll sie zu Patienten und Angestellten sprechen. Neben diesem ernsten Anlass stehen viele bunte Termine im Plan. So wird das Paar auf Tuvalu voraussichtlich in einem blumengeschmückten Kanu herumfahren. Für die mitreisenden Reporter wird das alles sehr vergnüglich, solange sie sich an das eine Verbot des Palastes halten: Wer Fragen zu Prinz Harry stellt, fliegt raus.

© SZ vom 12.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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