Britisches Königshaus:Prinz Philip - der heimliche Chef

Britain's Prince Philip attends the opening of the Cardiff University Brain Research Imaging Centre

Prinz Philip ist seit 1952 der Mann an der Seite von Queen Elizabeth. An diesem Freitag wird er 95 Jahre alt.

(Foto: REUTERS)

"Duke of Hazard", Risiko-Herzog, nennt man den Mann von Queen Elizabeth. Nicht ohne Grund. Trotzdem ist er wertvoll für die britische Monarchie. Eine Würdigung zum 95. Geburtstag.

Von Christian Zaschke, London

Seit 6. Februar 1952 ist Prinz Philip der Mann, der bei offiziellen Anlässen zwei Schritte hinter der Queen geht. An diesem Tag war König George VI. gestorben, was bedeutete, dass Philips Ehefrau als Elizabeth II. den britischen Thron bestieg. Seine vielversprechende Karriere bei der Marine war vorbei und er fortan von Beruf Prinzgemahl. Seine Aufgabe in der britischen Monarchie hat er einmal so beschrieben: "Ich bin da. Das ist mein Job."

An diesem Freitag wird Philip 95 Jahre alt. Es passt zu seiner öffentlichen Rolle, dass sein Jubeltag deutlich im Schatten der nicht enden wollenden Festlichkeiten zu Ehren seiner Gemahlin steht, die im April 90 Jahre alt geworden ist. An diesem Samstag findet in London zum Beispiel die Militärparade "Trooping the Colour" statt. Anlass: der Geburtstag der Queen. Aber immerhin: Philip ist auch eingeladen.

Es ist allerdings wichtig, zwischen dem öffentlichen und dem privaten Philip zu unterscheiden. Unter Palast-Experten gilt als gesichert, dass er der unumstrittene Kopf der Familie ist. Er mag sich den Regeln des Zeremoniells fügen, im Buckingham Palace ist er der Chef. Elizabeth folgt in der Regel seinem Rat, sie schätzt an ihm, dass er der einzige Mensch auf der Welt ist, der ihr unverblümt seine Meinung sagt. Sie erträgt es auch, dass er diese Meinung bisweilen in einer Intensität verbreitet, die über Zimmerlautstärke hinausgeht.

Oft benutzt sie, so wird berichtet, einen simplen Trick. Sie wechselt abrupt das Thema oder spricht in Rätseln, sodass Philip damit beschäftigt ist herauszufinden, was in aller Welt seine Frau da redet. Darüber vergisst er meist, was ihn eben noch so in Rage versetzt hat. Manchmal sagt die Queen auch einfach: "Oh, halt die Klappe."

Geboren auf einem Küchentisch

Philip wurde am 10. Juni 1921 auf Korfu in Griechenland geboren, der Legende nach auf einem Küchentisch. Seine Eltern waren Prinz Andreas von Griechenland und Dänemark und Prinzessin Alice von Battenberg, er war mit allen herrschenden und gestürzten Häusern Europas verwandt, wie das bei Adligen von blauestem Blut üblich ist. Elizabeth ist seine Cousine dritten Grades.

Die Familie musste nach einem Militärputsch 1922 aus Griechenland fliehen. Dank britischer Hilfe gelangte sie zunächst nach Rom, dann nach London und schließlich nach Paris. Philip soll in einer Orangenkiste geschlafen haben. Als Zwölfjähriger kam er auf das Internat Salem, das vom Erlebnispädagogen Kurt Hahn geleitet wurde. Als Hahn vor den Nazis fliehen musste und 1934 im schottischen Gordonstoun eine neue Schule eröffnet hatte, folgte Philip ihm. Nach seiner Schulzeit trat er 1939 in die britische Marine ein und schloss seine Ausbildung am Royal Naval College in Dartmouth als Jahrgangsbester ab. Dass er im Krieg auf britischer Seite kämpfte, war nicht selbstverständlich. Seine vier Schwestern hatten deutsche Adlige geheiratet, die zumindest teilweise den Nazis nahestanden.

Er ruderte der Prinzessin hinterher

Philip war Kadett, als er Elizabeth 1939 kennenlernte. Der Zweite Weltkrieg hatte noch nicht begonnen, König George VI. stattete dem Naval College einen Besuch ab, und der 18 Jahre alte entfernte Verwandte Philip wurde dazu auserkoren, sich um die Töchter des Königs zu kümmern: Elizabeth, die damals 13 Jahre alt war, und die vier Jahre jüngere Margaret. Die drei verbrachten den Tag miteinander, und als die königliche Yacht wieder ablegte, ruderte Philip ihr so lange hinterher, dass der König selbst ihm zugerufen haben soll, er möge es doch nun bitte gut sein lassen.

Elizabeth, so heißt es, hat sich damals in Philip verliebt. Die beiden begannen, einander zu schreiben. Die spätere Königin stellte ein Foto ihres künftigen Gemahls auf den Nachttisch.

Berüchtigt sind die politisch unkorrekten Äußerungen des Prinzen. Diese sind so zahlreich, dass damit ein Buch mit dem schönen Titel "Duke of Hazard" gefüllt worden ist: Risiko-Herzog. Philip hat australische Aborigines gefragt, ob sie immer noch mit Speeren werfen. Er hat britische Studenten in China gewarnt: "Wenn Sie noch länger hierbleiben, kriegen Sie Schlitzaugen." Einem nigerianischen Präsidenten in traditioneller Kleidung beschied er freundlich: "Sie sehen aus, als wären Sie schon bettfertig." Den Bundeskanzler Helmut Kohl begrüßte er einmal auf Deutsch mit den Worten: "Guten Tag, Herr Reichskanzler."

"Er ist ganz einfach meine Stärke und mein Rückhalt", sagt die Königin

Manchmal bildet er mit Elizabeth, was die sehr direkte Äußerung angeht, ein unschlagbares Team. Bei einem Konzert des eher schwer erträglichen Pop-Barden Elton John, der dem königlichen Paar kurz den Rücken zudrehte, sagte die Queen: "Es wäre schön, wenn er auch das Mikrofon zur Seite drehen könnte." Philip erwiderte: "Es wäre schön, wenn er das Mikrofon ausschalten könnte."

Wie viel mehr Philip ist, als der Mann, der hinter ihr geht, hat Elizabeth anlässlich ihres 60. Thronjubiläums im Jahr 2012 gesagt. Sehr selten spricht sie über Privates, und über ihren Ehemann noch deutlich seltener. Damals aber sagte sie: "Er ist ganz einfach meine Stärke und mein Rückhalt gewesen in all den Jahren. Ich, seine Familie sowie dieses Land und viele andere Nationen schulden ihm mehr, als er je für sich beanspruchen würde."

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