Britisches Königshaus:Die royale Teilzeit wird schwierig

Royals: Queen Elisabeth, Herzogin Meghan, Prinz Harry, Prinz William und Herzogin Kate 2018 in London

Teilzeit- und Vollzeit-Royals auf dem Balkon des Buckingham Palace.

(Foto: AP)

Das britische Königshaus muss für Harry und Meghan einen Weg in die Unabhängigkeit finden, der auch folgenden Generationen offen steht - und die britischen Steuerzahler entlastet.

Kommentar von Alexander Mühlauer, London

Die Erklärung der Queen zu den Plänen ihres Enkels Harry ist ein kleines diplomatisches Meisterstück. Königin Elizabeth II. befriedet damit ihre Familie, alles Weitere hält sie aber geschickt offen. Die Queen gibt Harry und dessen Ehefrau Meghan zwar grundsätzlich ihren Segen, verschweigt aber nicht, dass sie das Paar nur widerwillig ziehen lässt. Sie erlaubt den beiden, als Teilzeit-Royals tätig zu sein, aber die Bedingungen dafür müssen erst noch geklärt werden. Der Streit um Harry und Meghan mag sich damit fürs Erste beruhigt haben. Er kann aber jederzeit wieder ausbrechen.

Wenn man so will, ist es beim sogenannten Megxit auch nicht anders als beim Brexit. Dass die Trennung kommt, ist klar; aber wie hart sie am Ende ausfällt, soll in einer Übergangsphase geklärt werden. Da die Krone nicht in Jahren, sondern in Jahrzehnten, wenn nicht gar Jahrhunderten denkt, wird die Regelung wohl nicht nur für Harry und Meghan gelten. Im Idealfall entwirft der Palast eine neue Rolle, die auch nachfolgenden Generationen im britischen Könighaus offensteht. Es ist nur zeitgemäß, dass gerade Royals, die keine Aussicht auf den Thron haben, selbst einer Beschäftigung nachgehen und Geld verdienen dürfen.

Leicht wird es gewiss nicht, eine Lösung zu finden. Denn Teilzeit bedeutet keinen klaren Schnitt. Der Palast wird also Regeln aufstellen müssen, in welcher Form und unter welchen Bedingungen Harry und Meghan künftig die Krone repräsentieren dürfen. Es geht dabei nicht nur um ihre Titel, es geht vor allem um eine klare Grenze zwischen royalen Auftritten und den geschäftlichen Interessen der beiden.

Wenn Harry und Meghan also künftig finanziell unabhängig sein wollen, müssen sie auch auf die finanzielle Unterstützung des Königshauses - und damit auch der britischen Steuerzahler - verzichten. Nur wenn sie offizielle Termine im Auftrag der Krone übernehmen, sollten die Aufwendungen dafür übernommen werden. Inwieweit der Palast ein Mitspracherecht bei den privatwirtschaftlichen Aktivitäten der beiden bekommt, ist einer der Knackpunkte in den laufenden Verhandlungen.

Eines dürfen Harry und Meghan dabei nicht vergessen: So groß und verständlich ihr Drang nach einem eigenen Leben auch sein mag - sie verdanken ihre Popularität vor allem der Krone. Insofern wird auch alles, was Harry und Meghan künftig "privat" machen, eben nie ganz privat bleiben können. Sie sind, so will es die Queen, weiterhin Teil der Familie.

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