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Prinz Charles versucht sich als TV-Meteorologe:Wetteronkel Windsor

Sohn William passt perfekt in die Rolle des gutaussehenden Helden. Und Harry würde man den verwegenen Anti-Part ohne Probleme abnehmen. Aber Prinz Charles als Fernsehstar? Seine Zweifler belehrt der britische Thronfolger nun jedoch eines Besseren - und brilliert als BBC-Wetterfrosch.

Johanna Bruckner

Spätestens seit der Tampon-Affäre wissen die Briten - und Klatschinteressierte allerorten -, dass Prinz Charles ein Mann mit geheimen Leidenschaften ist. In der Scheidungsschlacht, die der britische Thronfolger dereinst mit Gattin Diana ausfocht, tauchte die Abschrift eines Telefonats zwischen Charles und Camilla auf. In dem Gespräch soll sich der Royal seiner Geliebten als Hygieneartikel angedient haben.

Im Vergleich dazu wirkt die jüngste Offenbarung geradezu unschuldig: Der Mann mit dem Aussehen eines biederen Vorstadtbankers wäre gerne ein Fernsehstar. Zumindest lässt sich der Prinz nicht lange bitten, als Gastmoderator bei BBC Schottland einzuspringen. Der Prinz wird zum Wetterfrosch und findet sichtlich Gefallen an der Metamorphose.

Die linke Hand lässig in der Tasche seines anthrazitfarbenen Jackets, in der rechten einen Laserpointer, eröffnet "His Highness", wie der TV-Praktikant angekündigt wurde, die Vorhersage mit - wie sollte es auch anders sein - trüben Aussichten. Es werde "kalt, nass und windig", doziert Charles, sogar auf Schnee müssten sich Teile des Landes einstellen. Schwungvoll gestikuliert der Prinz vor der animierten Wetterkarte, imitiert gekonnt den Gestus der Profis. Und freut sich sichtlich und lautstark ("Aha!"), als er zumindest für den Westen des Landes "weniger Regen" und "trockene Zwischenspiele" ansagen kann.

Nur mit dem Teleprompter hat der 63-Jährige so seine Probleme. Oder besser: dem, was darauf zu lesen ist. Nämlich Wolken über dem Familienschloss Balmoral im Westen Schottlands. "Wer zum Teufel hat dieses Skript geschrieben", fragt Charles lachend in die Runde. Möglich, dass er sich neben dem Inhalt auch an der sprachlichen Qualität der Prognose stört - der Mann ist von Haus aus schließlich staatstragende Reden gewohnt.

Fast schon routiniert spult er nach diesem Zwischenruf das restliche Programm ab. Mit den Worten "Gott sei Dank ist kein Feiertag!", verabschiedet sich der Thronfolger schließlich vom Publikum. Das darf sich doppelt freuen: auf einen künftigen König mit Humor - und Sonne und Wolken am Freitag. Die Regenvorhersage hatten sich die Macher der Sendung eigens für den Royal erdacht.

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