Britisches Königshaus:Prinz Andrew tritt von allen öffentlichen Ämtern zurück

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  • Mit Erlaubnis seiner Mutter, Königin Elizabeth II., tritt Prinz Andrew von seinen öffentlichen, royalen Aufgaben zurück. Das teilte er am Mittwochabend mit.
  • Der Prinz war wegen Missbrauchsvorwürfen und der Nähe zu Jeffrey Epstein zunehmend in Bedrängnis.
  • Er bereue weiterhin uneingeschränkt seine Verbindung zu Epstein und habe tiefstes Mitgefühl mit den Opfern heißt es in der Mitteilung.

Der britische Prinz Andrew gibt seine öffentlichen Aufgaben mit Erlaubnis seiner Mutter, Königin Elizabeth II., ab. Andrew teilte am Mittwoch mit, ihm sei klar geworden, "dass die Umstände meiner früheren Verbindung zu Jeffrey Epstein zu einer enormen Störung geworden sind für die Arbeit meiner Familie und die wertvolle Arbeit in den Organisationen und Vereinen, die ich mit Stolz unterstützt habe." Er habe daher die Queen gebeten, "auf absehbare Zeit" von seinen Aufgaben zurücktreten zu dürfen. Die Königin habe ihm das gewährt.

Er bereue weiterhin uneingeschränkt seine Verbindung zu Epstein und habe tiefstes Mitgefühl mit den Opfern. "Selbstverständlich bin ich bereit, mit jeder angemessenen Ermittlungsbehörde zusammenzuarbeiten, wenn es notwendig sein sollte", so Andrew.

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Prinz Andrew ist wegen Missbrauchsvorwürfen und der Nähe zu Jeffrey Epstein in Bedrängnis. Nun verteidigt er sich: Eine Stunde lang leidet, stottert und windet er sich im Fernsehen. Und die Briten fragen sich, wie das passieren konnte.

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Andrew hatte mit einem Interview in der BBC-Sendung "Newsnight" noch am Samstag versucht, Spekulationen über seine Rolle im Epstein-Skandal zu beenden. Die Strategie ging nach hinten los. Der Prinz wurde dafür kritisiert, keine Empathie für die Opfer von Epstein gezeigt zu haben.

Im Missbrauchsskandal um den mittlerweile verstorbenen US-Multimillionär Jeffrey Epstein hatte Prinz Andrew die Vorwürfe einer Frau bestritten, mit ihr als damals 17-Jährige Sex gehabt zu haben. "Ich kann Ihnen absolut kategorisch sagen, dass es nie passiert ist", sagte er in dem Interview und fügte hinzu: "Ich habe keine Erinnerung daran, diese Dame jemals getroffen zu haben, überhaupt nicht." Die US-Amerikanerin hatte gesagt, sie sei als 17-Jährige in den Jahren 2001 und 2002 gezwungen worden, drei Mal mit dem Prinzen Sex zu haben.

Andrew war wie viele andere Prominente mit dem verurteilten Sexualstraftäter Epstein befreundet, hatte ihn besucht - auch nachdem der Multimillionär bereits eine erste Gefängnisstrafe abgesessen hatte. Epstein hatte sich Anfang August in einem Gefängnis in Manhattan das Leben genommen. Ihm wurde vorgeworfen, minderjährige Mädchen zur Prostitution gezwungen zu haben.

Zu den Vorwürfen, dass Andrew Sex mit Minderjährigen gehabt habe, hat der Palast bisher immer geschwiegen. Zuletzt hatten immer mehr Briten der Queen ihr Schweigen übel genommen.

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