Pilotversuch England:HIV-Tests zwischen Supermarktregalen

Gesundheitscheck beim Einkauf: In England bietet jetzt der erste Supermarkt HIV-Tests an. Eine Hilfsorganisation möchte so mehr Akzeptanz für die Tests schaffen.

Mit einem ungewöhnlichen Modellversuch startet die englische Supermarktkette Tesco am Montag in der englischen Stadt Slough im Süden des Landes: HIV-Tests zwischen Supermarktregalen. Bisher finden diese für gewöhnlich in Krankenhäusern statt. Damit bietet die Supermarktfiliale als erste ihrer Art einen Test für sexuell übertragbare Infektionen (STI) direkt im Geschäft an.

Kunden hätten die Wahl zwischen einem 60-Sekunden-Bluttest und einem Speicheltest, dessen Ergebnisse nach 20 Minuten feststünden, teilte die Hilfsorganisation Thames Valley Positive Support (TVPS) mit. Die Tests finden in einem Nebenraum des Supermarkts unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Die Aidsaktivsten hoffen, auf diese Weise mit einem Tabu von STIs zu brechen. "Die Idee dahinter ist, HIV-Test zu normalisieren. Das geht am besten im täglichen Umfeld wie in einem Supermarkt", sagte Sarah Macadam, Vorsitzende der Organisation, dem Newsportal New Voice.

Menschen aus allen gesellschaftlichen Ecken

"Wir haben schon einige Anmeldungen, die Leute gehen oft nicht so gern ins Krankenhaus", sagte Victoria Gibson von TVPS. Zunächst soll der Test sechs Wochen im Supermarkt möglich sein. Wenn der Versuch erfolgreich ist, soll er vielleichgt sogar dauerhaft im Geschäft angeboten werden.

TVPS teilte mit, der Supermarkt-Versuch sei Teil eines Projektes in der Region, in der die Gesundheitsbehörden eine überdurchschnittliche Quote an HIV-Positiven festgestellt hatten. Andere Pilotversuche fanden bereits in Bibliotheken und Diskotheken statt. "Es sind Menschen aus allen möglichen gesellschaftlichen Ecken, die sich testen lassen", sagte Gibson. Viele Menschen, keineswegs nur Homosexuelle, kämen am Anfang einer neuen Beziehung.

Auch für Einwanderer aus der Karibik oder Afrika, die überdurchschnittlich häufig mit HIV infiziert sind, können die Supermarkt-Tests von Vorteil sein, da die Hemmschwelle dafür sehr viel niedriger ist als in ein Krankenhaus zu gehen. Hazel Barrett, Leiter der Abteilung für Geographie, Umwelt- und Katastrophenmanagement an der Coventry University, schrieb 2009 in der englischen Zeitung The Guardian über die steigenden Raten von HIV-Infizierten in der schwarzafrikanischen Community in England.

Ende des Jahres 2012, so wurde geschätzt, lebten in Großbritannien etwa 100.000 HIV-positive Menschen.

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