Präsidiale Voodoo-Puppe:Sarkozy verbittet sich Nadelstiche

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Frankreichs Staatspräsident ist jetzt als Voodoo-Puppe erhältlich. Nicolas Sarkozy reagiert prompt und wie erwartet: humorlos.

Franziska Brüning

Zwei kleine Voodoo-Puppen haben in Frankreich großen Ärger ausgelöst. Die eine ist blau und trägt die Gesichtszüge des Präsidenten Nicolas Sarkozy. Die andere sieht aus wie die Sozialistin Ségolène Royal und ist passend dazu blutrot. Der Pariser Verlag K&B hat die beiden Stofffiguren mitsamt Nadeln und einer Bedienungsanleitung herausgegeben. Für 12,95 Euro verspricht Autor Yäel Rolognese seinen Lesern das notwendige magische Handwerkszeug, um die beiden Politiker "davon abzuhalten, weiter Schaden im Land anzurichten".

Spitzfindigkeiten: Frankreichs Staatspräsident Sarkozy will dieses Set verbieten lassen. (Foto: Foto: oh)

Sarkozy, der wie kein anderer seiner Vorgänger um sein Image besorgt ist, reagierte prompt und wie erwartet: humorlos. Er droht nun, den Verlag wegen Missbrauchs seines Bildes und Verletzung seiner Würde zu verklagen. Zu sehr scheinen ihn seine eigenen Zitate, die auf die Stoffhaut der 20 Zentimeter großen Puppe aufgedruckt sind, an die medialen Tiefpunkte seiner politischen Karriere zu erinnern. Da steht zum Beispiel das Wort "Abschaum", mit dem er 2005 die randalierenden Jugendlichen in den französischen Vorstädten bezeichnete.

Caroline Bee, Mitgründerin von K&B, hält Sarkozys Reaktion für vollkommen überzogen: "Wir sind ein ganz junger Verlag, der verwegen sein muss. Eine Puppe mit Nadeln zu traktieren, schien uns eine originelle Möglichkeit, um sich in der aktuellen angespannten sozialen Situation auszutoben."

Naturgemäß hält sie die beiden Handbücher für humorvoll und nicht etwa für geschmacklos oder bösartig. Sarkozys einstige Rivalin Ségolène Royal hat, nachdem sie ebenfalls ihren Anwalt einschalten ließ, mittlerweile einen Rückzieher gemacht. "Man darf schließlich seinen Sinn für Humor nicht verlieren", sagte sie am Mittwochabend im Rahmen eines Interviews mit dem Radiosender RTL.

Thierry Beaugendre, Sprecher der französischen Nationalversammlung, kann die beiden Politiker allerdings gut verstehen: "Frau Merkel wäre mit so etwas auch nicht einverstanden. Das Ganze ist aber eine Privatangelegenheit und kein Angriff auf die Republik. Wahrscheinlich wird es demnächst einen Gesetzesentwurf geben, um republikanische Symbole besser zu schützen". Ein weiteres Gesetz wird Sarkozy aber wohl nicht brauchen: Die Liste ähnlicher Prozesse, die er alle gewonnen hat, ist lang.

© SZ vom 24.10.2008/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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