Präsidenten-Parfüm:Putin riecht irgendwie schwach
Der Personenkult um Russlands Präsidenten ist um ein Produkt reicher: Wie nahe kommt der Duft "Leaders Number One" Wladimir Putin?
Von Julian Hans, Moskau
Der große Mann riecht irgendwie schwach. Ohne Charakter. Ein Duft, den man im nächsten Moment wieder vergisst. Von einem Parfüm, das dem russischen Präsidenten gewidmet ist, hätte man eigentlich eine Note Amur-Tiger erwartet, eine Spur Pferdeschweiß oder Sattelleder unter einer dominanten Schwarzmeer-Brise. Aber nichts davon enthält "Leaders Number One", das derzeit exklusiv an einem Stand im Moskauer Kaufhaus Gum am Roten Platz für umgerechnet 82 Euro verkauft wird. Limitiert auf 2000 Stück.
Stattdessen hat Parfümier Wladislaw Rekunow Standards zusammengerührt: Zitrone, Bergamotte und schwarze Johannisbeere als flüchtige Kopf-, dazu Tanne und Zeder als Herznoten. Die Basis bilden Tonkabohnen und der unverzichtbare Moschus. Das Ergebnis unterstreiche die Männlichkeit, erklärt Rekunow: "luxuriöses, allgegenwärtiges, eindringliches, opulentes und natürliches Aroma, schillernd, Funken sprühend, elektrisierend, dominierend, auf faszinierende Weise abgerundet zwischen Wärme und Kühle, Güte und Strenge, Nächstenliebe und Beharrlichkeit". Also irgendwie alles und nichts.
So kommt der Duft dem Vorbild dann doch auf fast subversive Weise nahe: Ist dessen Geheimnis nicht, die perfekte Leinwand zu bieten, auf die jeder seine eigenen Hoffnungen und Ängste projizieren kann?
Das jüngste Produkt von Putins Pop-Personenkult ist in einen grauen Flakon abgefüllt. Auf der Schachtel schimmert eine silbrige Silhouette. Cäsar? Putin? Egal. Ein Agent muss unbemerkt bleiben - um notfalls schnell zu verduften.