Süddeutsche Zeitung

Präparierte Lebensmittel:Zwei Jahre Bewährung wegen Nadeln im Hackfleisch

Nadeln aus dem Nähkissen in der Kühltruhe

Sie wollte auf die schlechte Haltung von Tieren aufmerksam machen und hat dabei Menschen gefährdet. Eine 60-jährige Frau hatte monatelang in Schleswig-Holstein unterschiedliche abgepackte Fleischwaren mit Nadeln präpariert, um Massentierhaltung anzuprangern. Jetzt hat das Landgericht Lübeck das Urteil in dem Prozess verkündet.

In ihrem Geständnis hatte die Frau unter Tränen zugegeben, in Eutiner Supermärkten fast ein Jahr lang Nadeln aus ihrem Nähkissen in Hackfleisch, Grillwürste oder Rinderfilets versteckt zu haben. Sie hatte den Einkäufern mit der Aktion den Appetit auf Fleisch verderben wollen. "Dieses Industrie-Fleisch ist voller Medikamente und wird unter unsäglichen Umständen hergestellt. Ich wollte erreichen, dass die Menschen aufhören, dieses Fleisch zu essen", sagte sie.

Der Vorwurf: gefährliche Körperverletzung und gemeingefährliche Vergiftung

Im Verlauf des Prozesses war es unklar gewesen, wie die Frau für ihre Taten zur Verantwortung gezogen werden kann. In der Beweisaufnahme hatten die Verteidigung vorgebracht, dass die Frau zur Tatzeit möglicherweise unter Depressionen litt und dadurch nicht voll schuldfähig sei. Insgesamt 26 Fälle von gemeingefährlicher Vergiftung und gefährlicher Körperverletzung warf die Staatsanwaltschaft der Angeklagten vor. Zwei Frauen hatten sich beim Essen und Hantieren mit dem präparierten Fleisch verletzt.

Das Landgericht verurteilte die 60-jährige Verursacherin nun zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren. Außerdem ordneten die Richter an, dass sich die Frau einer Therapie in einer psychiatrischen Tagesklinik unterziehen muss. Mit dem Urteil folgten die Richter dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung hatte ein Jahr auf Bewährung gefordert.

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