Potsdam (dpa/bb) - Nach jahrelangen Streitigkeiten unter den jüdischen Gemeinden soll die lange geplante Synagoge in Potsdam nun bald gebaut werden. Der Grundstein für das religiöse Zentrum solle noch in diesem Jahr in der Innenstadt gelegt werden und die Synagoge bis 2023 fertiggestellt sein, teilte das Kulturministerium am Freitag in Potsdam mit. Dafür stelle die Landesregierung acht Millionen Euro bereit.
Um die Gestaltung der Fassade und die Nutzung der Innenräume der Synagoge hatte es zwischen den jüdischen Gemeinden jahrelang erbitterten Streit gegeben. Nach den intensiven Diskussionen habe es nun eine Einigung mit der Synagogengemeinde und der Jüdischen Gemeinde in Potsdam gegeben, sagte Kulturministerin Manja Schüle (SPD) am Freitag in Potsdam. „Es wird die Synagoge aller Juden in Potsdam sein“, betonte sie.
Allerdings sei die Gesetzestreue Jüdische Gemeinde in Potsdam nicht an den Verhandlungen beteiligt gewesen, bestätigte Schüle. „Vertragspartner sind die Synagogengemeinde und die Jüdische Gemeinde.“ Das Land will auch die laufenden Kosten für den Betrieb der Synagoge finanzieren. Über die Höhe der jährlichen Kosten konnte Schüle noch keine genauen Angaben machen.
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Evgeni Kutikow, sagte, seine Gemeinde habe in den vergangenen 30 Jahren immer wieder umziehen müssen und sich nirgendwo wirklich zu Hause gefühlt. „Im Namen der Gemeindemitglieder möchte ich meine große Freude darüber zum Ausdruck bringen, dass die Potsdamer Jüdinnen und Juden nun ihre eigene Synagoge, ihr eigenes Zentrum bekommen“, sagte er. „Das ist ein wichtiges Signal für ein lebendiges jüdisches Leben im Zentrum unserer Stadt.“ Ud Joffe, Vorsitzender der Synagogengemeinde, meinte, die Juden in der Landeshauptstadt sollten nun wieder einen Versammlungsort finden, um gemeinsam mit den Potsdamern „jüdisches Leben und jüdische Religion auszuleben, zu erleben und wiederzubeleben in diesem Land.“
Nach Angaben des Ministeriums haben sich seit 1991 in Potsdam, Cottbus, Frankfurt (Oder), Brandenburg an der Havel, Bernau, Oranienburg und Königs Wusterhausen jüdische Gemeinden mit insgesamt rund 2000 Mitgliedern gegründet. Im Januar 2015 wurde in Cottbus die landesweit erste Synagoge nach 1945 in der ehemaligen Schlosskirche eingeweiht.