Posse um Carla-Bruni-Bronze:Kopflos in Nogent-sur-Marne

Der Bürgermeister einer französischen Gemeinde möchte mit einer Bronze nach dem Ebenbild von Carla Bruni-Sarkozy alle italienischen Einwanderer ehren - und hat damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Die Kritiker verwehren sich dagegen, dass ein Arbeiterdenkmal das "Gesicht einer steinreichen Frau" zieren soll. Und überhaupt: Die Première Dame verändere ihr Aussehen ständig und sei deshalb als Modell gänzlich ungeeignet.

Stefan Ulrich, Paris

Die Idee klingt harmlos: Nogent-sur-Marne im Osten von Paris will den italienischen Einwanderinnen ein Denkmal setzen, die einst in den Federschmuck-Fabriken des Ortes schufteten. Jacques Martin, der Bürgermeister, hat für 82.000 Euro eine überlebensgroße Bronzestatue in Auftrag gegeben. Sie soll eine Immigrantin in Arbeitskluft darstellen und im Zentrum aufgestellt werden.

Carla Bruni-Sarkozy

Vom Model zum Modell: Carla Bruni-Sarkozy hat eingewilligt, einem Arbeiter-Monument ihr Gesicht zu leihen. Doch nicht jeder möchte die Präsidentengattin in Bronze verewigt sehen.

(Foto: dpa)

Das Problem? Das Denkmal wird die Züge Carla Brunis tragen, der italienisch-stämmigen Première Dame.

Anbiederung an Carlas Gatten?

Das flamboyante Ex-Model vielleicht gleich im Blaumann? Das mag seine künstlerischen Reize haben, erfreut aber nicht jeden in Nogent-sur-Marne. Von der Linken über die Grünen bis hin zur Rechten empören sich die Lokalpolitiker. Sie finden, das "kleine Stück Italien", das der Bürgermeister verspricht, sei eher ein starkes Stück.

"Es ist eine Beleidigung für die italienischen Arbeiterinnen, ihnen das Gesicht einer steinreichen Frau zu geben", schimpft der Sozialist William Geib. Das frühere Top-Modell kenne Federn nur von Defilees, doch nicht aus einer Fabrik. Andere empören sich über die Kosten, die je zur Hälfte die Stadt und ein Immobilienunternehmer tragen sollten. Auch wird kritisiert, Martin biedere sich bei seinem Parteifreund, dem präsidialen Bruni-Gatten Nicolas Sarkozy an.

Im Internet toben die Bürger. Während Obdachlose in der Kälte erfrören, errichte Nogent-sur-Marne ein Denkmal für die Première Dame. "Schändlich und narzisstisch", sei das. Außerdem müsse man dieses Monument dauernd ummodeln, da Carla Bruni immer wieder ihr Gesicht verschönere. Das ist nicht charmant - und kaum zu beweisen.

Böse Vergleiche machen die Runde, etwa mit Rumäniens Ex-Diktatoren-Ehepaar Ceausescu. Ein "casimir53" fragt in der Online-Zeitung Huffington Post: "Für welchen König und welche Königin ging die Geschichte schlecht aus?" Er meint Ludwig XVI. und Marie Antoinette.

Zu den Fakten: Die Präsidentengattin hat eingewilligt, als Modell für das Arbeiter-Monument zu dienen. Sie traf auch die Bildhauerin. Brunis Entourage teilt mit, Madame erhalte als ehemaliges Mannequin öfters künstlerische Anfragen. "Sie akzeptiert manchmal, dass ein Teil ihres Körpers kopiert wird."

Bürgermeister Martin beschwichtigt, die Immobilien-Firma werde nun alle Kosten für die Statue tragen. Er habe Bruni als Vorbild gewählt, weil sie die "Première Dame" und die "italienischste aller französischen Frauen" sei. Jedenfalls werde das Monument erst nach der Präsidentschaftswahl eingeweiht.

Seine Kritiker warnen, dann sei Carla Bruni als Première Dame womöglich passé.

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