Posse um Baumgartner-Sprung:Alles nur geklaut

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Der beste Beweis, dass man etwas wirklich Großes vollbracht hat? Es melden sich Menschen, die die Großtat für sich beanspruchen. Diese Erfahrung muss jetzt auch Stratosphären-Springer Felix Baumgartner machen - der seine Rekordidee einem bulgarischen Fallschirmspringer geklaut haben soll.

Parodien auf Felix Baumgartners Rekordsprung
:Mit Balotelli in der Stratosphäre

Extremsportler Felix Baumgartner hat nach seinem Sprung aus 39 Kilometern Höhe längst wieder Boden unter den Füßen, nun reagiert die Netzgemeinde auf das Ereignis. Dutzende lustige Videos und Fotomontagen geistern durch das Internet. Mit dabei: Russlands Präsident Putin, Lego-Männchen und Fußballer Mario Balotelli.

Zurück auf dem Boden, kennt Felix Baumgartner nur einen Blick: nach oben. "The sky is the daily bread of the eyes", lautet der jüngste Eintrag unter dem vermeintlichen Twitter-Profil des Österreichers, der am vergangenen Sonntag aus 39.000 Metern Höhe gen Erde sprang und dabei gleich mehrere Rekorde brach. Frei übersetzt heißt das soviel wie: Der Himmel ist das täglich' Brot der Augen.

Ob hinter @BaumgartnFelix tatsächlich der Mann steckt, den Bewunderer und Medienvertreter auch "Fearless Felix" nennen, darf allerdings bezweifelt werden - nicht nur wegen des holprigen Englisch. Schließlich spricht der 43-Jährige die Fremdsprache nahezu perfekt und im Gegensatz zu Landsmann Arnold Schwarzenegger auch weitgehend akzentfrei. Hier scheint vielmehr jemand die Identität des Extrem-Sportlers a.D. - am Dienstag verkündete Baumgartner seinen Rückzug aus dem Risiko-Geschäft - gekapert zu haben.

Ausgleichende Gerechtigkeit, würde dazu wohl Ivan Trifonov sagen. Der 67-jährige Bulgare wirft Baumgartner vor, die Idee für den Stratosphären-Sprung geklaut zu haben. "Ich gönne dem Felix (...) den Erfolg. Aber das ist mein Projekt", sagte er dem Kurier.

"Drei Mal bekam ich eine Absage"

Trifonov, der in Wien lebt, hält selbst mehrere Rekorde im Ballonfahren. So schaffte er es als erster Mensch in einem Ballon an Nord- und Südpol. Einen Traum konnte sich der 67-Jährige nach eigener Aussage jedoch nie erfüllen: Mit einem 300 Meter hohen Ballon wollte er bis auf 50.000 Meter aufsteigen und dann mit einem Fallschirm in die Tiefe springen.

Um sein Vorhaben zu finanzieren, habe er mehrmals bei Red Bull angefragt, sagte er dem Kurier. "Aber drei Mal bekam ich eine Absage." Daraufhin habe er sich an Felix Baumgartner gewandt: "Ich habe gewusst, dass er das Liebkind vom Didi Mateschitz ist." Dietrich "Didi" Mateschitz ist Gründer und einer der Haupteigner des Energy-Drink-Herstellers. (Linktipp: Red Bull im Porträt)

Rekordsprung aus 39 Kilometern
:Der tiefe Fall des Felix Baumgartner

Aus 39.000 Metern gen Erde: Nie zuvor ist ein Mensch mit einem Ballon so hoch geflogen, nie zuvor mit so hoher Geschwindigkeit auf die Erde zugerast. Der Extremsportler Felix Baumgartner hat mit seiner Aktion gleich mehrere Rekorde gebrochen. Die besten Bilder des spektakulären Sprungs.

Doch anstatt das Projekt gemeinsam voranzutreiben, habe ihn der bis dato vor allem als Basejumper bekannte Baumgartner ausgebootet, so Trifonov. "Ich habe Lust, ihn zu klagen, aber ich habe nichts Schriftliches in der Hand (...). Also muss ich zusehen, wie Felix mein Projekt als seines verkauft." Er habe auf die Ehrlichkeit unter Sportlern vertraut, sagte der 67-Jährige dem Blatt. "Das war ein Fehler."

Von Red Bull hieß es zu den Vorwürfen des Bulgaren: "Die Idee eines Absprungs im freien Fall aus der Stratosphäre ist über 50 Jahre alt." Trifonovs Konzept sei schlicht nicht überzeugend gewesen.

Den realen Felix Baumgartner dürfte der Ideen-Streit wenig kümmern: Er wird in die Geschichtsbücher eingehen als erster Mensch, der die Schallmauer ohne technische Hilfsmittel durchbrochen hat. Außerdem ist es das beste Zeichen für Erfolg, wenn andere etwas davon abhaben wollen.

Und der falsche Felix? Der hat sowieso keine Ego-Probleme: "I've got the biggest balls in space! Spaceballs!", lautet ein anderer Tweet von @BaumgartnFelix.

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