Souvenirs aus dem Urlaub:Verfluchte Mosaiksteine

Souvenirs aus dem Urlaub: Lieber nicht mitnehmen: Artefakte aus Pompeji (hier eine Archäologin beim Ausgraben eines Skeletts) könnten verflucht sein.

Lieber nicht mitnehmen: Artefakte aus Pompeji (hier eine Archäologin beim Ausgraben eines Skeletts) könnten verflucht sein.

(Foto: Ciro Fusco/AP)

Wegen der "negativen Energie" hat eine kanadische Touristin geklaute Gegenstände an die Ausgrabungsstelle in Pompeji zurückgeschickt - nicht der erste Fall von später Reue.

Von Martin Zips

Nicoles Nachricht war eindeutig: "Nehmt sie bitte zurück, sie bringen Pech", schrieb die Kanadierin in ihrem Brief, den sie nach Pompeji schickte. Zusätzlich packte sie zwei Mosaikfliesen ein, ein Stück Keramik und Teile einer Amphore, geklaut im Jahr 2005 in den Ausgrabungsstätten der süditalienischen Stadt, die 79 nach Christus vom Vesuv ausgelöscht worden war und seit dem 16. Jahrhundert von Asche und Erde befreit wird.

Die Fundstücke scheinen der zum Zeitpunkt des Diebstahls 21 Jahre alten Urlauberin kein Glück gebracht zu haben. Sie sei zweimal an Brustkrebs erkrankt, schreibt sie in dem Brief, aus dem italienische Medien zitieren. Ein Umstand, den sie auf die "negative Energie" ihres Diebesgutes zurückführt. Hinzugekommen seien finanzielle Probleme ihrer Familie, weshalb sie ihre Reiseerinnerung samt Fluch keinesfalls weiterschenken möchte, sondern lieber an den rechtmäßigen Besitzer zurücksendet. Sicherheitshalber legte Nicole, die den Brief nur mit ihrem Vornamen unterschrieb, auch noch ein paar Steine bei, die Bekannte ebenfalls in Pompeji gestohlen hatten. Jetzt erhoffe sie "Vergebung von Gott", schreibt Nicole.

Der Fluch Tutanchamuns raffte einen Wellensittich dahin

In Pompeji ist man so etwas schon gewohnt: Touristen, die klauen - wie jüngst vier Franzosen einige Freskenbrösel - und das Diebesgut später wieder loswerden wollen. Mal aus schlechtem Gewissen, mal aus Überzeugung, das italienische Souvenir habe ihnen nur Unheil gebracht. Ein Aberglaube, gegen den Archäologen gar nichts haben. So streute der britische Forscher Howard Carter einst das Gerücht, der "Fluch Tutanchamuns" habe seinen Wellensittich während der Graböffnung im Jahr 1922 dahingerafft. Ein probates Mittel, um Räuber vom Schlage eines Indiana Jones fernzuhalten.

Die Zeitung The Australian wiederum berichtete vor einiger Zeit vom Fluch des "Frozen Fritz", der einen Autor aus Brisbane während seiner Arbeit an einem Ötzi-Buch dahingerafft habe. Auch andere Medien verbreiten immer wieder Geschichten von Menschen, die dem Fluch der 5300 Jahre alten Mumie vom Similaungletscher zum Opfer gefallen sein sollen. Und auch die Nationalparkbehörden auf Hawaii freuen sich, wenn Touristen geklaute Steine per Post zurücksenden. Die diebischen Urlauber schreiben zum Beispiel, sie hätten den Fluch der Feuergöttin Pele am heimischen Wohnzimmerregal einfach nicht mehr ausgehalten. Wen wundert's?

Schnee auf dem Vesuv

Immer wieder stecken sich Touristen heimlich Souvenirs am Fuße des Vesuvs ein - und schicken diese später wieder zurück.

(Foto: Cesare Abbate/dpa)

Der archäologische Leiter in Pompeji, Massimo Osanna, erzählte vor ein paar Jahren dem Corriere della Sera von Hunderten Retoure-Päckchen aus den vergangenen Jahrzehnten. So kehrte beispielsweise auch jene Bronzefigur wieder an den Golf von Neapel zurück, die ein Besucher aus Spanien im Jahr 1987 aus der Bankiersvilla des Lucius Caecilius Iucundus heimlich entwendet hatte. Vermutlich hatte er sich von ihr Glück bei Geldgeschäften erhofft - was offenkundig enttäuscht wurde. Einigen zurückgeschickten Ausgrabungsstücken widmet man in Pompeji mittlerweile eine eigene Schau. Samt dazugehöriger Bekennerschreiben.

Offen bleibt, ob auch Goethe und Mozart bei ihren Besuchen am Ausgrabungsort einst das ein oder andere Mosaiksteinchen mitgehen ließen. Zurückgeschickt haben sie jedenfalls nichts. Aber vielleicht verkauft? So wie jene Grabräuber, die sich während der Französischen Revolution das Herz des französischen Königs Ludwig XIV. unter den Nagel rissen? Irgendwann landete das Herz in London, beim Dekan von Westminster. Der Mann galt als Liebhaber aller Sorten von Fleisch. Als er sich bei einem Mahl mit Gästen das Herz des Sonnenkönigs überraschend einverleibte, soll er nichts Besonderes gespürt haben.

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