Süddeutsche Zeitung

Polizisten überfahren Touristin auf Mallorca:Nach durchzechter Nacht

Lesezeit: 1 min

Offenbar volltrunken rammen auf Mallorca zwei Polizisten in einem Zivilfahrzeug eine deutsche Touristin auf dem Fahrrad. Die 64-Jährige stirbt noch an der Unfallstelle, die Beamten flüchten. Gegen den Fahrer wurde nun Haftbefehl erlassen, sein Beifahrer und Vorgesetzter ist jedoch weiter auf freiem Fuß. Dabei soll er schon früher durch Alkoholeskapaden aufgefallen sein.

Javier Cáceres, Madrid

Gegen einen spanischen Polizisten, der am Sonntagmorgen in offenbar volltrunkenem Zustand eine deutsche Touristin auf Mallorca totgefahren hatte, ist am Montagabend Haftbefehl erlassen worden. Wie es in spanischen Presseberichten hieß, handelt es sich bei dem mutmaßlichen Fahrer um einen 38-jährigen Angehörigen einer Spezialeinheit für Mafia- und Drogendelikte. Sein 35-jähriger Beifahrer und Vorgesetzter kam unter Auflagen auf freien Fuß.

Nach den bisherigen Ermittlungserkenntnissen waren die beiden Polizisten nach durchzechter Nacht noch am Sonntagvormittag in einem so genannten After-Hours-Lokal gewesen. Zu dem Unglück kam es, als sie in einem zivilen Dienstauto, das sie offenbar nicht zum ersten Mal für ihr Privatvergnügen nutzten, auf einer Landstraße eine Radsportgruppe überholten. Das Auto der Beamten rammte die 64-jährige Touristin aus Steinheim an der Murr bei Stuttgart. Die Frau wurde gegen einen Baum geschleudert und starb vor den Augen ihres Ehemannes noch an der Unfallstelle.

Steinheims Bürgermeister Thomas Rosner (parteilos) sagte der dpa, die Touristin sei mit ihrem Mann auf der Insel gewesen. Sie hinterlasse zwei Kinder. "Das war aber mehr als ein Urlaub, das war eher ein Training", sagte Rosner. Die Frau habe seit einigen Jahren an Triathlons teilgenommen.

Die Polizisten stoppten nach dem Unfall nur kurz und begingen Fahrerflucht. Sie wurden Stunden später gefasst und hatten noch immer erhebliche Mengen Alkohol im Blut. Das spanische Innenministerium suspendierte die beiden Beamten umgehend. Die Polizeigewerkschaft SUP forderte, dass ein "derart elendes Verhalten" nicht ungesühnt bleiben dürfe.

Die SUP erhob auch Vorwürfe gegen die Vorgesetzten des mutmaßlichen Todesfahrers. Er soll in der Vergangenheit durch Alkoholeskapaden aufgefallen sein. Dennoch seien keine Konsequenzen gezogen worden. Es sei auch nicht das erste Mal gewesen, dass ein Dienstauto für private Zwecke benützt worden sei. Es soll Fälle gegeben haben, bei denen Beamte Urlaubsreisen mit Dienstwagen bestritten hätten. Sogar das Benzin sei abgerechnet worden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1319946
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 28.03.2012
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.