Zahl der Straftaten gestiegen:Deutlich mehr Kinder unter den Tatverdächtigen

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Die häufigsten Delikte bei Kindern und Jugendlichen waren Diebstahl und Körperverletzung. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Der Anstieg liegt bei ihnen bei 35,5 Prozent. Ein Grund dürfte der Wegfall der Corona-Beschränkungen sein.

Von Robert Roßmann, Berlin

Die Zahl der registrierten Straftaten ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) hervor, die Bundesinnenministerin Nancy Faeser am Donnerstag präsentieren will, und die der Süddeutschen Zeitung bereits vorliegt. Demnach hat sich die Zahl der Straftaten um 11,5 Prozent auf 5 628 584 erhöht. Mitursächlich für den deutlichen Anstieg dürfte das Ende der Corona-bedingten Einschränkungen gewesen sein, heißt es in der PKS. Allerdings hat die Zahl der Taten auch im Vergleich zum letzten Jahr ohne Pandemie-Einschränkungen zugenommen: 2019 waren nur 5 436 401 Taten registriert worden.

Einen besonders großen Zuwachs gab es im vergangenen Jahr bei den ausländerrechtlichen Verstößen (plus 53,8 Prozent), der Wirtschaftskriminalität (plus 42,6 Prozent) und bei Raubdelikten (plus 26,8 Prozent). Den größten Rückgang (minus 19,8 Prozent) gab es bei der Erschleichung von Leistungen. Die Aufklärungsquote ist 2022 leicht gesunken, sie liegt jetzt bei 57,3 Prozent.

Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen gestiegen

Die Gewaltkriminalität stieg um 19,8 Prozent. Darunter fallen auch die Delikte Mord, Totschlag und Tötung auf Verlangen - deren Zahl wuchs um 5,9 Prozent auf 2236 Fälle. Die Straftaten Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und "sexueller Übergriff im besonders schweren Fall einschließlich mit Todesfolge" werden in der PKS gemeinsam erfasst. Ihre Zahl stieg sogar um 20,1 Prozent. Dies könnte auch ein "Hinweis auf eine gestiegene Anzeigebereitschaft u. a. aufgrund der #metoo-Debatte und der Aufarbeitung von Missbrauchsskandalen sein", heißt es in der PKS. Ein weiterer Grund könnte auch hier "der Wegfall der Corona-Beschränkungen und damit einhergehend die Rückkehr ins öffentliche Leben sein, was wieder mehr Tatgelegenheiten schafft".

Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen lag im vergangenen Jahr bei 37,4 Prozent. Wenn man die ausländerrechtlichen Verstöße nicht berücksichtigt, lag der Anteil immer noch bei 31,9 Prozent. Beide Anteile sind gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Zahl der Messerangriffe gestiegen

Die Zahl der als Messerangriff erfassten Taten der gefährlichen und schweren Körperverletzung stieg auf 8160, im Vorjahr waren es noch 7071. Die Zahl der Messerangriffe bei Raubdelikten stieg von 3060 auf 4195. Als Messerangriffe werden in der Polizeilichen Kriminalstatistik alle Taten erfasst, "bei denen der Angriff mit einem Messer unmittelbar gegen eine Person angedroht oder ausgeführt wird - das bloße Mitführen eines Messers reicht hingegen für eine Erfassung als Messerangriff nicht aus".

Einen erstaunlich hohen Anstieg gab es bei der Zahl der tatverdächtigen Kinder, sie nahm um 35,5 Prozent zu. Sie liegt damit auch deutlich über dem Vor-Pandemie-Niveau. Die häufigsten Delikte bei Kindern waren Diebstahl (40 Prozent), Körperverletzung (23 Prozent) und Sachbeschädigung (14 Prozent).

Auch die Zahl der als tatverdächtig registrierten Jugendlichen (14 bis unter 18 Jahre) hat zugenommen - und zwar um 22,1 Prozent. In dieser Altersgruppe kamen Diebstahl und Körperverletzung ebenfalls am häufigsten vor. Auf Platz drei rangiert aber Rauschgiftkriminalität.

Für alle jetzt vorgelegten Zahlen gelte aber, dass sie "kein exaktes Spiegelbild der Kriminalitätswirklichkeit sind, sondern eine je nach Deliktsart mehr oder weniger genaue Annäherung an die Realität", heißt es in der PKS. Denn die Entwicklung der Zahlen könne auch durch das Anzeigeverhalten, die polizeiliche Kontrollintensität, Änderungen bei der statistischen Erfassung oder Änderungen des Strafrechts beeinflusst werden.

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