Polizeiliche Kriminalstatistik:Zahl der Straftaten deutlich gestiegen

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Tatort Deutschland: Die Gewaltkriminalität stieg im vergangenen Jahr sogar um 19,8 Prozent. (Foto: Bodo Schackow/dpa)

Zuwachs um 11,5 Prozent. Die Zahl liegt damit auch höher als im letzten Jahr vor Corona.

Von Robert Roßmann, Berlin

Die Zahl der registrierten Straftaten ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) hervor, die Bundesinnenministerin Nancy Faeser am Donnerstag präsentiert hat. Demnach hat sich die Zahl der Straftaten um 11,5 Prozent auf 5,629 Millionen erhöht. Eine Ursache für den deutlichen Anstieg dürfte das Ende der coronabedingten Einschränkungen gewesen sein, sagte Faeser. Allerdings hat die Zahl der Straftaten auch im Vergleich zum Jahr 2019, dem letzten Jahr ohne Pandemieeinschränkungen, zugenommen - und zwar um 3,5 Prozent.

Einen besonders großen Zuwachs gab es im vergangenen Jahr bei den ausländerrechtlichen Verstößen (plus 53,8 Prozent), der Wirtschaftskriminalität (plus 42,6 Prozent) und bei Raubdelikten (plus 26,8 Prozent). Der größte Rückgang (minus 19,8 Prozent) wurde bei der Erschleichung von Leistungen festgestellt. Die Aufklärungsquote ist 2022 leicht gesunken, sie liegt jetzt bei 57,3 Prozent.

Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen gestiegen

Die Gewaltkriminalität stieg im vergangenen Jahr um 19,8 Prozent. Darunter fallen auch die Delikte Mord, Totschlag und Tötung auf Verlangen - deren Zahl wuchs um 5,9 Prozent. Die Straftaten Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und "sexueller Übergriff im besonders schweren Fall einschließlich mit Todesfolge" werden in der PKS gemeinsam erfasst. Ihre Zahl stieg sogar um 20,1 Prozent. Dies könnte auch ein "Hinweis auf eine gestiegene Anzeigebereitschaft u. a. aufgrund der #metoo-Debatte und der Aufarbeitung von Missbrauchsskandalen sein", heißt es in der PKS. Ein weiterer Grund könne auch hier "der Wegfall der Corona-Beschränkungen und damit einhergehend die Rückkehr ins öffentliche Leben sein, was wieder mehr Tatgelegenheiten schafft".

Faeser sagte, die Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen liege ihr besonders am Herzen. "Wir müssen handeln, um Frauen besser zu schützen und die Angst vor Übergriffen zu nehmen." Dazu brauche es "mehr Präsenz von Sicherheitskräften in öffentlichen Verkehrsmitteln und an kriminalitätsbelasteten Orten - und mehr Videoüberwachung".

Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen lag im vergangenen Jahr bei 37,4 Prozent. Wenn man die ausländerrechtlichen Verstöße nicht berücksichtigt, lag der Anteil bei 31,9 Prozent. Beide Anteile sind gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Mehr Messerangriffe

Die Zahl der als Messerangriff erfassten Taten der gefährlichen und schweren Körperverletzung stieg auf 8160, im Vorjahr waren es noch 7071. Die Zahl der Messerangriffe bei Raubdelikten stieg von 3060 auf 4195. Als Messerangriffe werden in der Kriminalstatistik alle Taten erfasst, "bei denen der Angriff mit einem Messer unmittelbar gegen eine Person angedroht oder ausgeführt wird - das bloße Mitführen eines Messers reicht hingegen für eine Erfassung als Messerangriff nicht aus".

Laut PKS sind im vergangenen Jahr auch Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste häufiger Opfer von Gewalt geworden. Jede Stunde würden 13 Einsatzkräfte Opfer einer Straftat, sagte die Vorsitzende der Innenministerkonferenz der Länder, Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD).

Einen erstaunlich hohen Anstieg gab es bei der Zahl der tatverdächtigen Kinder, sie nahm um 35,5 Prozent zu. Bei den nichtdeutschen Kindern gab es einen Zuwachs von 48 Prozent. Die Zahl der tatverdächtigen nichtdeutschen Jugendlichen nahm sogar um 50,2 Prozent zu. Einen solchen Anstieg habe es bereits im Zusammenhang mit der sogenannten Flüchtlingskrise der Jahre 2015 und 2016 gegeben, sagte der Präsident des Bundeskriminalamtes, Holger Münch. Nach einigen Jahren seien die Zahlen dann aber wieder auf das vorherige Niveau zurückgegangen. Das sei auch jetzt "denkbar und eher wahrscheinlich".

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