Süddeutsche Zeitung

Polizeigewalt in den USA:Polizei schießt auf Schwarzen - Freundin überträgt live auf Facebook

  • Philando Castile wird wegen eines kaputten Rücklichts von einem Polizeiwagen angehalten.
  • Während er nach seinen Papieren greift, wird er von dem Beamten angeschossen.
  • Was dann geschieht, dokumentiert seine Freundin in einem Video, das sie live auf Facebook streamt.

Einen Tag, nachdem ein Afroamerikaner durch die Schüsse eines Polizisten im US-Bundesstaat Louisiana starb, ist erneut ein Schwarzer von einem Polizeibeamten erschossen worden. Der Vorfall ereignete sich in Falcon Heights im Bundesstaat Minnesota bei einer Fahrzeugkontrolle. Die Beifahrerin filmte mit ihrer Handykamera - und streamte kurz nach den tödlichen Schüssen alles live auf Facebook.

Die Aufnahmen zeigen einen blutüberströmten Mann auf dem Fahrersitz eines Autos. Es handelt sich um den 32-jährigen Philando Castile. Er war von einem Polizisten wegen eines kaputten Rücklichts angehalten worden, berichtet seine Freundin, Lavish Reynolds. "Bleib bei mir", sagt sie an Castile gerichtet, während sie in die Kamera spricht und Castile im Hintergrund stöhnt. Ihr Freund habe nach seiner Waffenlizenz in der Geldbörse gegriffen, daraufhin habe der Polizist geschossen, sagt sie. Obwohl Castile zuvor mitgeteilt hatte, was er tun werde. Die Kugeln trafen Castile offenbar in den Arm.

Vier Schüsse abgefeuert

Das Video zeigt schließlich, wie der Polizist mit gezückter Waffe zurück an das offene Autofenster kommt. Er sagt: "Ich habe ihm gesagt, er soll seine Hände hochnehmen." Reynolds weist ihn zurecht: "Sie haben vier Kugel auf ihn abgefeuert, Sir!" Kurz darauf wird sie von hinzugekommenen Polizisten aufgefordert, das Auto zu verlassen. Da weiß sie nach eigenen Angaben noch nicht, ob ihr Lebensgefährte "okay oder nicht okay" ist.

Philando Castile stirbt später im Krankenhaus. Im Fahrzeug saß neben ihm und seiner Freundin auch deren vierjährige Tochter. Vor dem Haus des Gouverneurs Mark Dayton in Minnesota sind am Abend Hunderte Demonstranten zusammengekommen. Sie fordern eine Aufklärung des Falls.

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Quelle:
SZ.de/dpa/AFP/lkr/feko
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