Polizei - Wiesbaden:Per Klick zur Anzeige: Immer mehr Nutzer für Onlinewache

Wiesbaden (dpa/lhe) - Die Zahl der übers Internet erstatteten Strafanzeigen ist in Hessen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. "Im Mai 2009 gingen beispielsweise rund 1100 Vorgänge über die Onlinewache ein, im Mai dieses Jahres waren es bereits rund 3500 Vorgänge", sagte Benjamin Crisolli, Sprecher des Innenministeriums. Seit Einführung der Onlinewache vor knapp 15 Jahren seien auf diesem Weg rund 320 000 Anzeigen und Meldungen übermittelt worden. Dass an der Internetwache mittlerweile kein Weg vorbei führt, sehen auch Polizeigewerkschaften. Allerdings gebe es Nachbesserungsbedarf.

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Wiesbaden (dpa/lhe) - Die Zahl der übers Internet erstatteten Strafanzeigen ist in Hessen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. "Im Mai 2009 gingen beispielsweise rund 1100 Vorgänge über die Onlinewache ein, im Mai dieses Jahres waren es bereits rund 3500 Vorgänge", sagte Benjamin Crisolli, Sprecher des Innenministeriums. Seit Einführung der Onlinewache vor knapp 15 Jahren seien auf diesem Weg rund 320 000 Anzeigen und Meldungen übermittelt worden. Dass an der Internetwache mittlerweile kein Weg vorbei führt, sehen auch Polizeigewerkschaften. Allerdings gebe es Nachbesserungsbedarf.

Im März 2005 hatte der damalige Innenminister Volker Bouffier (CDU) auf der Computermesse Cebit den Startschuss für das Digitalangebot gegeben. Er versprach Vorzüge für alle Seiten: Die elektronisch übermittelten Anzeigen könnten direkt im Datenverarbeitungssystem der Polizei bearbeitet werden und ersparten den Behörden viel Arbeit. Gerade bei Bagatell- und Massendelikten werde es für Ermittler und Anzeigenerstattern einfacher.

Diese Ankündigung sieht der heutige Innenminister Peter Beuth (CDU) eingelöst: "Die Onlinewache ist ein ergänzendes Angebot der Hessischen Polizei und hat sich als großer Gewinn für die Bürgerinnen und Bürger erwiesen." Der direkte Draht zur Polizei bietet einen echten Mehrwert - unabhängig von Zeit und Ort.

Die Vorteile für die Bürger: Wege und Wartezeiten wie bei einem Besuch auf der nächsten Wache fallen nicht an. Wer öfters Anzeigen stelle - wie Kaufhäuser wegen Diebstahls oder Verkehrsbetriebe wegen Schwarzfahrens könne Vorlagen erstellen und verwenden.

Ob der Bürger digital zur Wache kommt, hängt vor allem vom Delikt ab. Internetkriminalität wie Betrug bei Online-Auktionen und Diebstahl werden laut Ministerium am häufigsten angezeigt. Die meisten Online-Anzeigen gehen an das Polizeipräsidium Frankfurt.

Allerdings verweist das Land auch auf Grenzen des Angebots: Die Onlinewache sei ein ergänzendes Angebot zur ersten Kontaktaufnahme mit der Polizei und solle den persönlichen Kontakt nicht ersetzen, erklärte der Ministeriumssprecher. Schritte nach einer Anzeige wie Vernehmungen müssten weiterhin persönlich stattfinden. Für Notfälle sei die Internetwache auf keinen Fall geeignet.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) und Gewerkschaft der Polizei in Hessen (GdP) stellen die Onlinewache nicht infrage. "Es ist notwendig, dass auch die Polizei sich den Herausforderungen der Digitalisierung stellt", sagt DPolG-Sprecher Alexander Glunz. Die Umsetzung sei aber nicht optimal. "Auch wenn durch die Digitalisierung scheinbar menschliche Arbeitsfelder ersetzt werden, so ist dieses nur eine Täuschung."

Bei jeder online erstatteten Anzeige müsse sofort geprüft werden, ob akuter Handlungsbedarf bestehe, beispielsweise Beweise gesichert werden müssten. Das bedeute, dass eine Sichtung der eingehenden Anzeigen ohne Zeitverlust erfolgen müsse. Die Onlinewache könne daher nur erfolgreich sein, wenn genügend Personal vorhanden sei. "Daran fehlt es in Hessen besonders im Schichtdienst."

Auch der GdP gegenüber berichteten Beamte von Problemen, wie Landesvorsitzender Andreas Grün erklärt: "Oft werden die Formulare nur unzureichend ausgefüllt." Die Beamten müssten nacharbeiten. Unter dem Strich sei es manchmal besser, wenn der Anzeigenerstatter auf eine Wache gegangen wäre. "Es ist gut, dass es so etwas gibt, an der Form muss möglicherweise noch gearbeitet werden" sagte Grün. Ein Beispiel sei eine Überarbeitung der Online-Formulare zur Erstattung von Anzeigen.

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