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Polizei - Wiesbaden:Gewerkschaftschef: Belastung für Polizei wird auch 2020 hoch

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Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Viele Überstunden, hohe Krankenstände, unbesetzte Stellen - viele Polizisten haben im zu Ende gehenden Jahr am Limit gearbeitet. Das berichtet der Vorsitzende des Hessischen Landesverbands der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Andreas Grün. Viel Hoffnung, dass es im kommenden Jahr besser wird, hat er nicht. "Unterbesetzung ist gerade auch in kleineren Dienststellen ein Problem", sagte Grün der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt. Die Lücken zu füllen ist ein Problem, auch wenn die Polizeihochschulen um Nachwuchs werben.

Es sei nicht einfach, geeignete Kandidaten zu finden, sagte Grün. Die Abbrecherquote an den Polizeihochschulen sei relativ groß. Die Polizei stehe bei der Nachwuchswerbung in Konkurrenz mit anderen Arbeitgebern. Zudem müssten unter den Bewerbern die wirklich geeigneten Kandidaten gefunden werden. "Eine Work-Life-Balance ist mit dem Arbeitsalltag von Polizisten oft schwer zu vereinbaren", räumte der Gewerkschafter ein. Schließlich gebe es Wechselschichten und Wochenendeinsätze. "Gerade bei der Bereitschaftspolizei ist es schwer, freie Wochenenden zu haben."

Leichter dürfte es auch im kommenden Jahr nicht werden. Da ist zum einen der Bereich des politischen oder religiösen Extremismus. "Man braucht 20 Polizeibeamte, um einen als hochriskant geltenden Gefährder entsprechend lückenlos zu überwachen", sagte Grün. Noch ist unklar, was im Zusammenhang mit IS-Rückkehrern an zusätzlicher Arbeit auf die hessische Polizei zukommt. Hinzu kommt verstärkt der Rechtsextremismus. "Der Staatsschutz hat das schon länger im Blick. Da tut sich was am rechtsextremistischen Rand, mit teilweise extrem gewaltbereiten Personen", sagte Grün.

Doch auch der normale Arbeitsalltag sei härter geworden. "Es gibt eine deutliche Zunahme der Gewaltbereitschaft, in der Gesellschaft allgemein, aber auch gegen Polizisten", betonte Grün. "Die Hemmschwelle ist niedriger geworden." Mit verbesserter Schutzausrüstung sei darauf reagiert worden. "Mir ist bewusst, dass die Polizeibeamten mit dieser Kleidung eher martialisch wirken, eigentlich nicht so, wie es dem eigenen Verständnis der bürgernahen Polizei entspricht - aber der Schutz der Kollegen muss da Vorrang haben." Bewährt habe sich die Bodycam, also die am Körper getragene Videokamera. Eine Ausweitung der Einsatzmöglichkeiten wäre nach Ansicht Grüns wünschenswert.

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