Polizei - Magdeburg:LKA-Direktorin Specht: Austausch und Digitalisierung

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Birgit Specht, Direktorin vom Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt, spricht. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Magdeburg (dpa/sa) - Die neue Direktorin des Landeskriminalamts Sachsen-Anhalt, Birgit Specht, will die Themen Digitalisierung und internationale Zusammenarbeit vorantreiben. "Wir werden Projekte initiieren und uns damit auf EU-Fördergeld bewerben", sagte Specht der Deutschen Presse-Agentur in Magdeburg. "Ich denke an die Themen Cybercrime und organisierte Kriminalität, möglichst in Verbindung mit künstlicher Intelligenz. Daran arbeiten wir gerade." Ziel sei, das LKA mit anderen Behörden aus Deutschland, aber auch EU-weit zu vernetzen.

Gut funktioniert habe eine solche Vernetzung bereits mit der Projektgruppe Cargo zur Bekämpfung von bandenmäßig organisiertem Ladungsdiebstahl von Lastwagen, dem sogenannten Planenschlitzen. "Bei Cargo war das gut, da hat das super geklappt. Da war ja auch ein Erfolg da. Sowas haben wir auch in der Zukunft vor", sagte Specht.

Die aus Sachsen-Anhalt stammende Juristin, die nach dem zweiten Staatsexamen in den Polizeivollzug wechselte, vertrat rund zehn Jahre lang bei Europol die Belange der deutschen Bundesländer. Seit Anfang des Jahres ist sie Direktorin des Landeskriminalamts Sachsen-Anhalt.

"Wenn ich die letzten 20 Jahre angucke, nimmt die grenzüberschreitende Kriminalität mehr und mehr zu. Europol, die Europäische Polizeibehörde, hat ja schon festgestellt, dass Straftäter, wenn sie Straftaten begehen wollen, sich ihre noch fehlenden Kompetenzen im Darknet einkaufen, dass das jetzt eine ganz neue Dynamik hat und damit die Internationalität von Fallgestaltungen einfach Einzug hält", sagte Specht. "Da müssen wir uns in der internationalen Zusammenarbeit noch stärker aufstellen." Der Informationsaustausch müsse verstärkt werden.

Die Digitalisierung ist aus Spechts Sicht eine der größten Herausforderungen. "Ich war ja in EU-Beratungsgremien und als wir in Deutschland noch über das 5G-Netz diskutiert haben, waren in diesen EU-Gremien schon 6G Thema. Von daher denke ich, wird uns in den nächsten Jahren etwas ereilen, was wir heute noch gar nicht absehen können, was auch das Kriminalitätsgeschehen beeinflussen wird." Im LKA seien die richtigen Weichen gestellt. Seit 2015 gibt es eine Abteilung für den Bereich Cyber Crime.

Die neue LKA-Direktorin setzt zudem auf Prävention: "Eines meiner Ziele ist die Stärkung der Zentralen Ansprechstelle Cybercrime. Das heißt, wir sind Ansprechpartner für Wirtschaft, Verbände und Behörden, wenn es Hackerangriffe gibt. Ich würde gern mehr zukunftsorientiert, mehr präventiv arbeiten. Wenn der Hackerangriff kommt, ist es einfach schon zu spät." Die Sensibilität für das Thema müsse erhöht werden.

Specht hat als LKA-Direktorin ein problematisches Gebäude übernommen. In Deckenplatten wurden gesundheitsgefährdende Fasern gefunden, es gibt regelmäßig Messungen. "Der Neubau ist schon sehr dringend. Wir haben hier ein Daten- und Elektronetz von 1994", sagte Specht. "Wir kommen in unserer täglichen Arbeit an unsere Grenzen, was die Technik anbelangt." Die Brisanz sei bekannt. "Ich war da im Gespräch mit unserem Finanzminister und mit unserer Innenministerin. Die beiden sehen das als prioritär an." Sie hoffe auf eine baldige Entscheidung. "Und wenn ich einen Wunsch äußern darf, wünsche ich mir etwas Zentrales. Das heißt, gut erreichbar, gerade aus einsatztechnischen Erwägungen. Und groß genug - wir haben derzeit drei Standorte -, dass wir es zusammenziehen können."

© dpa-infocom, dpa:220204-99-970504/2

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